Die Kältepole der Nordhalbkugel: Kanadische Arktis und Sibirien

Die kanadische Arktis und Sibirien gelten als die kältesten Regionen der Nordhalbkugel. Diese Gebiete zeichnen sich durch extreme klimatische Bedingungen im Winter und teilweise überraschende Kontraste im Sommer aus. Beide Regionen sind zwar geprägt von ihrer geographischen Nähe zur Arktis, unterscheiden sich jedoch in vielen klimatischen Details.
Diese Abhandlung über die Arktis gehört thematisch zusammen mit


Welche Regionen zählen zur kanadischen Arktis?

Die kanadische Arktis ist eine der entlegensten und kältesten Regionen der Welt und umfasst etwa 40 Prozent der gesamten Landmasse Kanadas. Sie erstreckt sich über den hohen Norden des Landes und wird administrativ in drei Territorien unterteilt: Nunavut, die Northwest Territories und Yukon. Zusätzlich gehören nördliche Teile einiger Provinzen dazu, wie nordöstliches Manitoba, nördliches Quebec und die nördlichsten Gebiete von Newfoundland and Labrador. Die Arktis ist geprägt von Tundra-Landschaften, Permafrost, Gletschern und einem dichten Netz von Inseln, die den Canadian Arctic Archipelago bilden. Diese Region ist nicht nur ökologisch einzigartig, sondern auch kulturell bedeutsam, da sie Heimat für Inuit-Gemeinschaften ist und zunehmend durch die moderne Erwärmung (Klimawandel) beeinflusst wird.

Administrative Regionen der Kanadischen Arktis

Die kanadische Arktis wird hauptsächlich durch die folgenden Territorien und Provinzteile definiert:

  • Nunavut: Das größte Territorium Kanadas mit einer Fläche von rund 2 Millionen Quadratkilometern, das den Großteil des Archipels umfasst. Hauptstadt ist Iqaluit auf Baffin Island. Nunavut wurde 1999 als eigenes Territorium gegründet und ist stark von Inuit-Kultur geprägt.
  • Northwest Territories: Umfasst den westlichen Teil der Arktis, einschließlich einiger Inseln und Festlandsgebiete. Hauptstadt ist Yellowknife. Dieses Territorium grenzt an Yukon und Nunavut und erstreckt sich bis zum Arktischen Ozean.
  • Yukon: Der westlichste arktische Teil Kanadas, mit nördlichen Gebieten, die an den Arktischen Ozean grenzen. Hauptstadt ist Whitehorse. Yukon ist bekannt für seine Berglandschaften und den Klondike-Goldrausch-Geschichte.
  • Nördliche Provinzteile: Dazu gehören der Norden von Manitoba (z. B. Churchill-Region), nördliches Quebec (Nunavik) und die Labrador-Halbinsel in Newfoundland and Labrador. Diese Gebiete sind zwar nicht vollständig arktisch, aber ihre nördlichen Zonen fallen unter die Arktis-Definition aufgrund von Klima und Geographie.

Die Tundra in der kanadischen Arktis erstreckt sich über etwa 1,42 Millionen Quadratkilometer und ist ein zentrales Merkmal dieser Regionen.

Die Inseln des Canadian Arctic Archipelago

Der Canadian Arctic Archipelago, auch Arctic Archipelago bzw. kanadischer Archipel genannt, ist eine Gruppe von über 36.000 Inseln, die sich über Nunavut und die Northwest Territories erstrecken. Er umfasst 94 große Inseln (größer als 130 Quadratkilometer) und Tausende kleinerer. Die Inseln sind geologisch durch Gletscher und Fjorde geformt und bilden den nördlichsten Teil Nordamerikas.

Zu den bedeutendsten Inseln gehören:

Insel
Fläche (km²)
Lage/Territorium
Besonderheiten
Baffin Island 507.451 Nunavut Größte Insel Kanadas, Heimat von Iqaluit, reiche Inuit-Kultur und Nationalparks wie Auyuittuq.
Victoria Island 217.291 Nunavut/Northwest Territories Zweitgrößte, geteilt zwischen zwei Territorien, bekannt für Tundra und Karibus.
Ellesmere Island 196.236 Nunavut Nördlichste Insel, mit Quttinirpaaq-Nationalpark und Lake Hazen als „arktische Oase“.
Banks Island 70.028 Northwest Territories Westlich gelegen, Heimat von Moschusochsen und Aulavik-Nationalpark.
Devon Island 55.247 Nunavut Unbewohnt, mit Haughton-Krater als Mars-Analogon für NASA-Forschung.
Axel Heiberg Island 43.178 Nunavut Bekannt für fossile Wälder und Gletscher.
Melville Island 42.149 Nunavut/Northwest Territories Historisch für Erdölexploration.
Prince of Wales Island 33.339 Nunavut Bergig und eisbedeckt.
Somerset Island 24.786 Nunavut Mit Fury and Hecla Strait.
Prince Patrick Island 15.848 Northwest Territories Teil der Queen Elizabeth Islands.

 

Diese Inseln machen den Archipel zu einer der größten Inselgruppen der Welt und sind entscheidend für die arktische Biodiversität, Forschung und Schifffahrt durch die Northwest Passage. Die kanadische Arktis insgesamt ist ein Hotspot für Klimaforschung, da sie stark von der globalen Erwärmung betroffen ist.

Klimatische Bedingungen in der kanadischen Arktis

Winter

  • Temperaturwerte: Im Winter fallen die Temperaturwerte häufig unter -40 °C, in Extremfällen sogar unter -50 °C.
  • Polarnacht: In den nördlichsten Teilen herrscht für mehrere Monate völlige Dunkelheit, was den Boden und die Luft weiter auskühlt.
  • Arktischer Wind: Der Windchill-Effekt verstärkt die gefühlte Kälte erheblich, insbesondere in offenen Gebieten.
  • Eisbildung: Die Gewässer der kanadischen Arktis, einschließlich des Arktischen Ozeans, frieren zu und tragen zur Stabilisierung der extremen Kälte bei. Insgesamt fällt auch mehr Schnee als in Sibirien.

Sommer

  • Temperaturen: Die Sommer sind kurz und mild, mit durchschnittlichen Höchstwerten von 5 bis 10 °C in der Hocharktis und bis zu 20 °C in der Subarktis.
  • Polartag: Die Sonne geht in vielen Regionen für Wochen oder Monate nicht unter, was den Boden leicht aufwärmt und für ein kurzzeitiges Wachstum der Vegetation sorgt.
  • Vegetation: Die Tundra blüht auf, Moose, Flechten und Gräser dominieren die Landschaft.
  • Permafrost: Trotz der Erwärmung taut der Boden nur oberflächlich auf; der Permafrost bleibt bestehen.
Die Kältepole der Nordhalbkugel: Kanadische Arktis und Sibirien - Sommer in der kanadischen Arktis.
Während in Sibirien im Sommer winterliche Relikte an der Oberfläche vollständig verschwinden (bis auf den Permafrostboden), halten sich in der kanadischen Arktis häufig noch Schneewehen und Eisreste.

Klimatische Bedingungen in Sibirien

Winter

  • Temperaturen: Oimjakon, einer der kältesten Orte der Welt, hat im Winter durchschnittliche Temperaturen von -50 °C. Der tiefste offiziell gemessene Temperaturwert in Sibirien beträgt −67,8 °C und wurde an zwei Orten aufgezeichnet: in Werchojansk am 5. und 7. Februar 1892 sowie in Oimjakon am 6. Februar 1933.
    Ein inoffizieller Wert von −71,2 °C wurde 1926 in Oimjakon berichtet, ist jedoch nicht offiziell anerkannt, da keine Wetterstation vor Ort war und die Messung geschätzt wurde. Es gibt auch Berichte über einen möglichen Wert von −81,2 °C aus dem Jahr 1916 in Oimjakon, der jedoch ebenfalls nicht offiziell bestätigt ist. Die World Meteorological Organization (WMO) erkennt −67,8 °C als den offiziellen Kälterekord für bewohnte Gebiete außerhalb der Antarktis an.
  • Lange Nächte: Ähnlich wie in der kanadischen Arktis herrscht in Nord-Sibirien die Polarnacht. In Süd-Sibirien sind die Nächte ebenfalls extrem lang.
  • Kontinentalklima: Da Sibirien nicht von großen Gewässern umgeben ist, fehlt die mildernde Wirkung des Meeres. Das führt zu noch extremeren Temperaturabfällen.
  • Schneebedeckung: Die Schneedecke ist meist dünn, da die Luft sehr trocken ist und wenig Schnee fällt.

Webcam Ust-Kut an der Lena (Südsibirien)

Sommer

  • Temperaturen: Der sibirische Sommer kann überraschend warm sein, insbesondere in den südlichen Regionen. Temperaturen über 30 °C sind keine Seltenheit, selbst in Jakutien, das sonst für seine eisigen Winter bekannt ist.
  • Vegetation: Sibirische Wälder, die sogenannten Taiga, dominieren die südlicheren Regionen. In der Tundra gibt es ähnliche Wachstumsbedingungen wie in der kanadischen Arktis.
  • Moskito-Schwärme: In den feuchten Sommermonaten wird die Taiga von Moskitos beherrscht, die durch das Schmelzwasser in sumpfigen Gebieten ideale Brutbedingungen finden.
  • Thermik: Die starke Sommerhitze kann die Permafrostböden lokal destabilisieren, was zu dramatischen Bodensenkungen führen kann.

Unterschiede zwischen kanadischer Arktis und Sibirien

Merkmal Kanadische Arktis Sibirien
Geographie Inselreich, von Meeresgewässern geprägt Kontinental, weit entfernt von Ozeanen
Winterextreme Temperaturen oft -40 °C bis -50 °C Tiefstwerte bis -68 °C in Oimjakon
Sommerbedingungen Kühler und feuchter Wärmer, Temperatur häufig über 30 °C
Vegetation Tundra-dominierte Landschaften Taiga im Süden, Tundra im Norden
Einfluss des Permafrosts Weniger Bodeninstabilität Häufige Permafrostschäden durch Erwärmung
Schneebedeckung Längere Schneesaison, dickere Schicht Dünnere Schneeschicht durch Trockenheit

 

Die kanadische Arktis und Sibirien sind in vielerlei Hinsicht vergleichbar, unterscheiden sich jedoch durch ihre geographische Lage und klimatische Dynamik. Während die kanadische Arktis stärker vom Meer beeinflusst wird und kühlere Sommer bietet, zeichnet sich Sibirien durch extreme Temperaturunterschiede aus. Beide Regionen zeigen eindrucksvoll, wie Leben und Natur sich an die härtesten Bedingungen der Erde anpassen können. Mehr auf der Seite Schnee und Eis und Die Natur der Hudson-Bay und umliegender Regionen. und „Die Laptew-See: Die Eisfabrik der Arktis„.
Das gesamte Jahr frostig kalt bleiben hingegen große Teile der Antarktis.

Webcam Sanirajak

Webcam Sanirajak

7 Tage Vorhersage von Wetter24.de

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Prognose Temperatur und Wind in der Arktis

Prognose der Lufttemperatur und Windrichtung in der Arktis und angrenzenden Regionen in den kommenden 10 Tagen (ECMWF)

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Aktuelle Eis-Ausdehnung Arktis

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Aktuelle Eis-Ausdehnung Arktis

Prognose der Schnee- und Eisbedeckung in der Arktis

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Prognose der Schnee- und Eisdecke in der Arktis

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Interaktive Wetterkarte mit Temperatur, Wind, Niederschlag und Radar in Sibirien von Ventusky. Hier geht es zur Temperatur- und Windübersicht der Kanadischen Arktis.

Interaktive Wetterkarte mit Wetter-Radar und Wind in Sibirien von Ventusky

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