Außergewöhnliche und extreme Wetterereignisse in Mitteleuropa über die letzten 2000 Jahre sind durch historische Chroniken, naturwissenschaftliche Rekonstruktionen (z. B. Dendrochronologie) und moderne Wetteraufzeichnungen gut dokumentiert. Diese ungewöhnlichen Wetter-Ereignisse umfassen extreme Hitzeperioden, Dürren, kalte Winter, starke Schneefälle, Sturmfluten und andere Wetteranomalien, die oft erhebliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen hatten. Im Folgenden stelle ich eine detaillierte und chronologisch geordnete Zusammenstellung solcher extremen Wetterereignisse zusammen, basierend auf verfügbaren Quellen. Die Liste ist nicht vollständig, deckt aber markante Ereignisse ab, die in historischen und wissenschaftlichen Aufzeichnungen hervorgehoben werden. Hier gibt es die Klimahistorie der Erde mit Schwerpunkt auf den Grad der Vereisung der Erde.
Wichtige Hinweise zur Datenlage
- Quellen: Historische Aufzeichnungen vor 1500 sind oft lückenhaft und basieren auf Chroniken, die subjektiv gefärbt sein können. Ab dem 16. Jahrhundert verbessern sich die Daten durch systematischere Wetterbeobachtungen. Ab dem 19. Jahrhundert liefern instrumentelle Messungen präzisere Informationen.
- Kalender: Daten vor Oktober 1582 beziehen sich auf den julianischen Kalender, danach auf den gregorianischen Kalender. Dies kann zu Ungenauigkeiten führen, insbesondere in Ländern, die den gregorianischen Kalender später übernahmen.
- Klimakontext: Die letzten 2000 Jahre umfassen Perioden wie das Römische Klimaoptimum (ca. 250 v. Chr. – 400 n. Chr.), das Mittelalterliche Klimaoptimum (ca. 950–1250), die Kleine Eiszeit (ca. 1300–1850) und die moderne Erwärmung (seit ca. 1850), die das Auftreten von Extremereignissen beeinflussten.
Erklärung der Temperaturkurve
- Römisches Klimaoptimum (ca. 250 v. Chr. – 400 n. Chr.): Temperaturen etwa 0,5 °C über dem 20. Jahrhundert, günstig für Landwirtschaft und Weinbau.
- Spätantike Kleine Eiszeit (Kernzeit 536–660): Abkühlung um 0,5 °C, ausgelöst durch Vulkanausbrüche (z. B. 536) und Sonneneinstrahlungsschwankungen.
- Mittelalterliches Klimaoptimum (ca. 950–1250): Erwärmung um 0,5 °C, ermöglichte Landwirtschaft in höheren Breiten (z. B. Weinbau in England).
- Kleine Eiszeit (ca. 1300–1850): Abkühlung um 0,5 bis 1 °C, mit Spitzen um 1450–1700 (Maunder-Minimum). Markante Kälteextreme wie die Winter 1607/08, 1708/09 und 1739/40.
- Sommer 1540: Obwohl das Jahresmittel kälter war, zeigt der Punkt den extrem heißen Sommer (lokal +5–7 °C über Normal).
- Winter 1962/63: Ein Kälteeinbruch, aber bereits im Kontext der modernen Erwärmung.
- Moderne Erwärmung (seit 1850): Anstieg auf etwa +1 °C über dem Mittel des 20. Jahrhunderts bis 2025.
Mehr dazu auf der Seite Klima und Klimawandel.
Chronologische Zusammenstellung der Extremwetterereignisse
Außergewöhnliche Wetterereignisse in Mitteleuropa vor dem Jahr 1000
-
250 v. Chr. bis 400 n. Chr.: Römische Warmzeit. Hannibal überquerte mit seinen Elefanten die Alpen im Herbst des Jahres 218 v. Chr. während des Zweiten Punischen Krieges. Die genaue Zeit wird oft auf September oder Oktober datiert. Hannibals Ziel war es, Rom direkt anzugreifen, um die römische Vorherrschaft im westlichen Mittelmeerraum zu brechen. Nachdem Karthago im Ersten Punischen Krieg (264–241 v. Chr.) Sizilien und Sardinien an Rom verloren hatte, suchte Hannibal eine entscheidende Offensive. Statt auf dem Seeweg anzugreifen, wo die römische Flotte überlegen war, wählte er den riskanten Landweg über die Alpen, um die Römer zu überraschen und ihre Verbündeten in Norditalien (z. B. gallische Stämme) für sich zu gewinnen.
Hannibals Zeit fällt in die sogenannte Römische Warmzeit, eine Periode mit vergleichsweise mildem Klima im Mittelmeerraum und in Mitteleuropa. Studien zur Klimarekonstruktion (z. B. durch Pollenanalysen, Gletscherrückzugsdaten und Baumringe) deuten darauf hin, dass:
Die Temperaturen in Europa damals etwas wärmer waren als in späteren Jahrhunderten (z. B. während der Kaltphase der Völkerwanderungszeit).
Die Alpen in mittleren und tieferen Lagen und während des Spätsommers/Herbstes oft schneeärmer waren als heute, da die Gletscher kleiner waren und die Schneegrenze höher lag.
Trotz dieser allgemein milderen Bedingungen war der Herbst in den Alpen (besonders in höheren Pässen wie dem Col de la Traversette, ca. 2.950 m) immer noch von niedrigen Temperaturen, Schnee und unbeständigem Wetter geprägt. Antike Quellen wie Polybios und Livius erwähnen Schnee, Eis und kalte Winde, was darauf hindeutet, dass die höheren Lagen nicht völlig schneefrei waren, auch wenn die Schnee- und Eisdecke wahrscheinlich dünner war als in kälteren Epochen.Hannibal und seine Elefanten konnten die Alpen nur wegen der damals günstigen klimatischen Bedingungen überqueren, mit eher wenig Schnee und weit zurückgezogenen Gletschern. - 246: Vermutlich der heißeste Sommer des Jahrtausends und wahrscheinlich bis 1540 nicht mehr übertroffen.
Der Sommer um 246 n. Chr. gilt als der wärmste Sommer in Mitteleuropa mit Dürreproblemen vor der Industriellen Revolution basierend auf Baumringanalysen. Er fiel in die Römische Klimaoptimumsperiode (ca. 250 v. Chr. – 400 n. Chr.), eine Zeit allgemein wärmerer Bedingungen in Europa. - 406/07: Vermutlich kalter Winter, aber nur geringe Quellenangaben
- 500 bis 700: Spätantike Kleine Eiszeit (SAKE). Die Kaltphase der Völkerwanderungszeit war eine deutliche Abkühlung nach der Römischen Warmzeit. Klimarekonstruktionen (z. B. durch Baumringe, Eisbohrkerne und Pollenanalysen) zeigen folgende Merkmale:
Temperaturabfall: In Europa sanken die Durchschnittstemperaturen um etwa 1–2 °C im Vergleich zur Römischen Warmzeit. Sommer waren kühler und kürzer, Winter länger und strenger.
Niederschläge: Es gab eine Zunahme von Niederschlägen, oft in Form von Regen oder Schnee, was zu feuchteren Bedingungen führte. Dies begünstigte Überschwemmungen und machte die Landwirtschaft schwieriger.
Gletschervorstöße: In den Alpen und anderen Gebirgen wuchsen Gletscher, und die Schneegrenze sank. Pässe, die in der Römischen Warmzeit noch begehbar waren, wurden schwieriger.
Vegetationsveränderungen: Kältere Temperaturen führten zu einem Rückgang wärmeliebender Pflanzen (z. B. Weinreben) in nördlichen Regionen und zu einer Ausbreitung von kälteverträglicheren Arten.
Die klimatischen Veränderungen hatten tiefgreifende soziale und wirtschaftliche Folgen:
Migrationen: Kälteres Klima und Ernteausfälle drängten viele Stämme (z. B. Goten, Franken, Hunnen) dazu, in fruchtbarere Regionen wie das Römische Reich zu ziehen, was die Völkerwanderungen verstärkte.
Kollaps von Gesellschaften: Die Abkühlung schwächte das ohnehin krisengeplagte Weströmische Reich (476 n. Chr. fiel es endgültig) und erschwerte die Versorgung der Bevölkerung.
Krankheiten: Die Justinianische Pest (541–544 n. Chr.) wurde durch die geschwächte Bevölkerung und den Handel entlang der neuen Migrationsrouten begünstigt, was Millionen Todesfälle verursachte. - 535/536: Der Winter 535/536 war eines der extremsten und folgenreichsten Wetterereignisse der letzten 2000 Jahre in Mitteleuropa und weltweit, ausgelöst durch einen massiven Vulkanausbruch, der einen „Staubschleier“ verursachte. Er war weniger intensiv in Bezug auf akute Kälte als der Winter 763/64 oder 1708/09, aber seine globalen Auswirkungen, die langfristige Abkühlung (LALIA) und die gesellschaftlichen Folgen (Hungersnöte, Justinianische Pest, Migrationen) machen ihn historisch einzigartig. Kein anderer Winter der letzten 2000 Jahre kombinierte eine solche globale Reichweite mit so tiefgreifenden sozioökonomischen und klimatischen Konsequenzen. Die massive Reduktion der Sonneneinstrahlung führte zu einer längerfristigen Abkühlung, die mehrere Jahre anhielt.
Im modernen Kontext sind solche Ereignisse unwahrscheinlich, könnten aber durch zukünftige vulkanische Ereignisse wieder auftreten. - Sommer 536 (Spätantike Kleine Eiszeit): Der Sommer 536 gilt als einer der kältesten in den letzten 2000 Jahren, ausgelöst durch einen massiven Vulkanausbruch (möglicherweise in Island oder Nordamerika), der Aerosole in die Atmosphäre schleuderte und die Sonneneinstrahlung blockierte. In Mitteleuropa (z. B. Schweiz, Süddeutschland) wurden Ernteausfälle dokumentiert, die eine Hungersnot einleiteten.
- 763/64 (Jahrtausendwinter): Der Winter 763/64 wird in historischen Quellen als einer der extremsten Winter in Mitteleuropa beschrieben, oft als „Großer Winter“ oder „Jahrtausendwinter“ bezeichnet. Es gibt keine instrumentellen Wetteraufzeichnungen aus dieser Zeit, daher stammen die Informationen aus chronikalischen Berichten, die phänologische und physikalische Auswirkungen dokumentieren. Zu den wichtigsten Details gehören:
Extreme Kälte und lange Dauer: Der Winter begann vermutlich im Dezember 763 und erstreckte sich bis in den Frühling 764. Berichte beschreiben eine ungewöhnlich lange Frostperiode, die selbst in Regionen mit normalerweise mildem Klima extreme Auswirkungen hatte.
Zahlreiche Flüsse, darunter die Donau, Themse und sogar Teile der Ostsee, froren vollständig zu. Besonders bemerkenswert ist, dass die Ostsee so stark vereist war, dass sie begehbar wurde, was auf Temperaturen weit unter -20 °C hinweist. Selbst in südlicheren Regionen wie Norditalien (Padua) wurden ungewöhnlich hohe Schneedecken berichtet.
Chroniken berichten von gefrierendem Wein in Fässern, was Temperaturen unter -15 °C bis -20 °C voraussetzt. In Danzig (heutiges Gdańsk) liefen Kinder noch nach Pfingsten (Mitte Mai 764) auf gefrorenen Gräben Schlittschuh, was auf eine außergewöhnlich lange Kälteperiode hinweist. (Eislaufen im Mai auf gefrorenen Gewässern – wie war das möglich?)
Es gibt Hinweise auf Missernten und Hungersnöte im Folgejahr, da die Kälte die Landwirtschaft stark beeinträchtigte.
Der Winter 763/64 war vermutlich einer der extremsten Winter der letzten 2000 Jahre in Mitteleuropa, gemessen an seiner Dauer, geografischen Reichweite und den berichteten Auswirkungen (gefrorene Ostsee, Schlittschuhlaufen bis Mai). Nur die Jahrtausendwinter 1708/09, 1739/40 oder 1607/08 sind in seiner Intensität vergleichbar, war aber besser dokumentiert und vermutlich etwas kürzer. Andere kalte Winter wie 1962/63 oder 1076/77 waren ebenfalls extrem, erreichen aber nicht die außergewöhnliche Kombination aus Dauer und Reichweite von 763/64.

- 874/75: Der Winter 874/875 in Mitteleuropa wird in historischen Quellen als außergewöhnlich streng beschrieben. Laut Aufzeichnungen, etwa in den Annalen von Fulda, begann die Kälte bereits im November 874 und hielt bis in den Frühling 875 an. Flüsse wie der Rhein froren zu, was für die damalige Zeit ungewöhnlich war und den Transport sowie die Versorgung stark beeinträchtigte. Die Kälte führte zu Missernten, wodurch im Folgejahr Hungersnöte auftraten. Berichte erwähnen zudem, dass selbst in Regionen wie Norditalien, die normalerweise mildere Winter erlebten, Schnee und Frost auftraten. Es wird angenommen, dass eine starke Abkühlung durch vulkanische Aktivität – möglicherweise ein Ausbruch in Island oder Asien – Aerosole in die Atmosphäre schleuderte, die die Sonneneinstrahlung reduzierten und so zu einem globalen Temperaturabfall führten. Solche Ereignisse waren in der Mittelalterlichen Warmzeit (ca. 800–1300) selten, weshalb der Winter 874/875 besonders hervorstach.Im Vergleich zu anderen kalten Wintern der letzten 2000 Jahre fällt auf, dass der Winter 874/875 zwar extrem war, aber nicht die Intensität späterer „Jahrtausendwinter“ erreichte. Der Winter 763/764, der als einer der härtesten gilt, brachte in Mitteleuropa noch extremere Bedingungen: Berichte beschreiben, dass selbst die Adria teilweise zufror und in Konstantinopel (heutiges Istanbul) der Bosporus überquerbar war – ein Ereignis, das für das 8. Jahrhundert beispiellos ist.
Der Jahrtausendwinter 1708/1709 übertrifft jedoch beide in seiner dokumentierten Schwere. In diesem Winter froren selbst der Gardasee und Teile der Ostsee zu.
Der Winter 1962/1963, der kälteste des 20. Jahrhunderts in Deutschland, brachte Dauerfrost über drei Monate – allerdings war er regional weniger extrem als die genannten historischen Winter.
Einordnend lässt sich sagen, dass der Winter 874/875 in Mitteleuropa zwar zu den härtesten des 9. Jahrhunderts zählt, aber in seiner globalen Auswirkung und den dokumentierten Folgen hinter Ereignissen wie 763/764 oder 1708/1709 zurückbleibt. Die Hauptursachen solcher Kältephasen waren oft vulkanische Aktivitäten und Schwankungen in der Sonnenaktivität, die in der Kleinen Eiszeit (ca. 1300–1850) häufiger auftraten. - 934/935: Extreme Kälte in Mittel- und Nordeuropa. Es war zwar eine in Mitteleuropa bedeutende Kältephase, blieb jedoch in seiner globalen Wirkung hinter Ereignissen wie 763/764 oder 1708/1709 zurück.
- 987: Außergewöhnliche Unwetter im Erzgebirge (Miriquidi). Jäger und Durchreisende berichteten von starken Stürmen oder Niederschlägen in der Region, die in Chroniken der nahegelegenen Siedlungen (z. B. Meißen, Naumburg) festgehalten wurden. Die genaue Natur des Ereignisses ist unklar, da die Quellen spärlich sind.
- 992/93: Vermutlich kalter Winter, aber nur geringe Quellenangaben
Außergewöhnliche Wetterereignisse in Mitteleuropa im 11. Jahrhundert
- 1010/11: Strenger Winter, festgestellt aufgrund von von Chroniken und Proxy-Daten.
- 1012–1017: Mehrere Sturmfluten an der Nordseeküste, insbesondere in den Jahren 1012, 1015, 1016 und 1017. Diese Ereignisse führten zu erheblichen Landverlusten, da die Küsten damals kaum durch Deiche geschützt waren. Der steigende Meeresspiegel seit dem Ende der Eiszeit verstärkte die Schäden.
- 1035: Heißer Sommer (Mittelalterliches Klimaoptimum), Chroniken berichten von „unerträglicher Hitze“. Historische Berichte aus Süddeutschland und Frankreich beschreiben Hitzewellen, trockene Flüsse (z. B. Loire) und Ernteausfälle. Das Mittelalterliche Klimaoptimum war generell wärmer, aber 1035 sticht durch Berichte von Hitze und Dürre hervor mit Ernteausfällen, Hungersnöten, gesellschaftliche Unruhen.
- 1041: Eine weitere schwere Sturmflut an der Nordsee, die zahlreiche Opfer forderte und Landflächen überflutete.
- 1057: Heißer Sommer. Historische Quellen berichten von außergewöhnlich langen Hitzewellen. Weinlese in manchen Regionen bereits im Juli.
Chroniken nennen ihn den „Sommersommer“ - 1066: Sturmflut an der Nordseeküste, die in Chroniken als besonders verheerend beschrieben wird. Sie fiel zeitlich mit der normannischen Eroberung Englands zusammen, was ihre historische Bedeutung erhöhte.
- 1072/73: Außergewöhnlich milder Winter. In Mitteleuropa trieben Bäume bereits zu Neujahr aus, und Vögel hatten im Februar Junge – ein extrem ungewöhnliches Phänomen für diese Jahreszeit.
- 1076/77: „Gang nach Canossa“ bei Schnee & Eis, strenger Winter.
Der Winter 1076/77 war einer der kältesten der Mittelalterzeit. Der Winter begann bereits Ende Oktober 1076 und hielt ununterbrochen bis Mitte April 1077 an. Temperaturen sanken in Mitteleuropa auf schätzungsweise −10 bis −15 °C, besonders im Januar 1077, als König Heinrich IV. seine Reise antrat. In den Alpen, die Heinrich überqueren musste, herrschten eisige Bedingungen mit starkem Frost.
Der Winter war zudem extrem schneereich. Zeitgenössische Berichte sprechen von hohen Schneemengen in ganz Europa, insbesondere in den Alpen und Norditalien. Der Mont Cenis, den Heinrich überquerte, war durch Schnee und Eis nahezu unpassierbar, was die Reise gefährlich machte.
Alle europäischen Flüsse und Seen froren zu, darunter auch der Rhein und der Po in Norditalien. Die Kälte führte zu erheblichen Schäden in der Landwirtschaft, insbesondere im Weinbau, da viele Rebstöcke erfroren.
Die extreme Kälte und der Schnee verursachten erhebliche Probleme. In der Landwirtschaft kam es zu Ernteausfällen, die die Versorgungslage verschlechterten, und die Mobilität war stark eingeschränkt, was Heinrichs Reise zusätzlich erschwerte. Der Winter 1076/77 war kälter als moderne Winter wie 1962/63 oder 1978/79, aber milder als die Jahrtausendwinter 763/64, 1708/09 und 1739/40.

Außergewöhnliche Wetterereignisse in Mitteleuropa im 12. Jahrhundert
- 1137: Extreme Trockenheit in West- und Mitteleuropa, die Ernten stark beeinträchtigte.
- 1149/50: Jahrhundertwinter mit Kälte bis in den Mai. Es kam zu Bienensterben sowie erheblichen Schäden an Getreide und Rebstöcken.Teilweise wurde der Handel eingestellt, weil Flüsse zufroren. Es gibt Erwähnungen von Ernteausfällen im Folgejahr, was auf eine Kombination aus spätem Frost und anhaltender Kälte schließen lässt.
- 1164 (16. Februar): Gewaltige Sturmflut an der Nordseeküste, vermutlich die Zweite Marcellusflut, mit geschätzten über 100.000 Toten. Besonders betroffen waren die südwestlichen Nordseeküsten (heutiges Holland).
- 1185/86 (Jahrtausend-Mildwinter): Möglicherweise der mildeste Winter in der europäischen Geschichte. In der Schweiz blühten Bäume im Januar, im Februar wuchsen haselnussgroße Äpfel, im Mai wurde geerntet, und im August gab es bereits Wein – ein extrem ungewöhnliches phänologisches Ereignis.

- 1198: Extreme Trockenheit und Hitze in ganz Europa, die 15 Wochen andauerte und zu Ernteausfällen führte.
Außergewöhnliche Wetterereignisse in Mitteleuropa im 13. Jahrhundert
- 1205/06: Laut mittelalterlichen Chroniken ein extrem langer und kalter Winter. Schwere Hungersnöte und Missernten im Folgejahr.
- 1219 (Erste Marcellusflut): Schwere Sturmflut an der Nordsee, besonders in den südwestlichen Regionen (heutiges Holland). Ein Orkan verursachte erhebliche Überflutungen und zahlreiche Opfer.
- 1233/34: Der Winter 1233/34 war ein außergewöhnlich kalter Winter in Mitteleuropa, der durch das Zufrieren großer Flüsse in Norddeutschland dokumentiert ist. Er war wahrscheinlich mit einer stark negativen NAO-Phase verbunden und sticht als extremes Ereignis in der ansonsten wärmeren Mittelalterlichen Warmzeit hervor. Im Vergleich zu anderen kalten Wintern der letzten 2000 Jahre steht er in einer Reihe mit Ereignissen wie dem Jahrtausendwinter 1708/09 und dem Jahrhundertwinter 1962/63, die durch bessere Dokumentation und größere geografische Ausdehnung besser untersucht sind. Während 1233/34 jedoch wie 1978/79 ein regional begrenztes (Norddeutschland) Ereignis gewesen sein könnte, zeigen spätere Winter wie 1708/09 und 1962/63 die potenziellen gesellschaftlichen und ökologischen und vor allem größeren regionalen Auswirkungen solcher Kältewellen.
- 1258: Sommer war extrem kalt, nass und trüb, massive Ernteausfälle, Hungersnöte, Pestwellen in den Folgejahren. Gut dokumentiert in europäischen Chroniken. Größter bekannter Vulkanausbruch der letzten 1000 Jahre (unbekannte Quelle, vermutlich Indonesien)
- 1289/1290: Sehr milder Winter: Zahlreiche Chroniken berichten von grünenden Wiesen im Dezember. Kein Schnee, kaum Frost – besonders ungewöhnlich für das Hochmittelalter
Außergewöhnliche Wetterereignisse in Mitteleuropa im 14. Jahrhundert
- 1302–1307: Gigantische Dürre in Mitteleuropa, die als Vorläufer der späteren „Dante-Anomalie“ gilt. Sie markierte den Übergang vom Mittelalterlichen Klimaoptimum zur Kleinen Eiszeit und führte zu erheblichen Ernteausfällen.
Jahrhundertdürre im Mittelalter – mit Parallelen zum Klimawandel heute? - 1315/16: Strenger Winter, festgestellt aufgrund von von Chroniken und Proxy-Daten.
- 1315–1321: Große Hungersnot, ausgelöst durch nasse Sommer und kalte Winter, die zu wiederholten Ernteausfällen führten. Diese Periode wird oft mit der „Dante-Anomalie“ in Verbindung gebracht, einer Phase klimatischer Instabilität.
Beginn: In Nordwesteuropa (insbesondere in England, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland) führte eine Serie von extrem nassen Frühjahren und Sommern zwischen 1315 und 1317 zu massiven Ernteausfällen.
Ungewöhnlich starke Regenfälle, vermutlich durch eine klimatische Abkühlung im Rahmen der Kleinen Eiszeit, führten zu Überschwemmungen, verdorbenen Ernten und Viehsterben.
Millionen Menschen starben an Hunger und Krankheiten. Die Hungersnot destabilisierte Feudalgesellschaften, führte zu sozialen Unruhen, Bauernaufständen und einer Schwächung der Autorität von Adel und Kirche. Sie verschärfte die Krise des Spätmittelalters und ebnete den Weg für weitere Katastrophen wie den Schwarzen Tod (1347–1351).

- 1322/23: Der Winter 1322/23 war durch extreme Kälte gekennzeichnet, die zu einer Totalvereisung der Ostsee führte, ein seltener Indikator für anhaltenden Extremfrost über mehrere Wochen. Flüsse in Mitteleuropa, wie Rhein und Donau, froren vollständig zu, was den Handel und Transport erheblich beeinträchtigte. Chroniken berichten von langanhaltenden Frostperioden und erheblichen Schneemengen, die die Landwirtschaft und Infrastruktur schwer belasteten. Temperaturen lagen vermutlich deutlich unter dem langjährigen Mittel, mit Durchschnittswerten, die etwa 2,5 °C kälter waren als im vorindustriellen Zeitalter.
Missernten und Hungersnöte traten aufgrund der Kälte und zerstörter Ernten auf, was zu Subsistenzkrisen führte. Die Infrastruktur, einschließlich Brücken und Mühlen, wurde durch Eis und Schnee beschädigt. Chroniken beschreiben hohe Sterblichkeitsraten, teilweise durch Kälte, aber auch durch nachfolgende Seuchen.
- 1342: Magdalenenhochwasser. Im Juli 1342 verursachten starke Regenfälle das schlimmste Hochwasser in Mitteleuropa in den letzten 2000 Jahren. Viele Flüsse erreichten historische Höchststände. Jahrhundertflut an Rhein und Main, die zahlreiche Städte verwüstete. Das Hochwasser ereignete sich rund um den St.-Magdalenentag, den 22. Juli 1342. Nach einem kalten, schneereichen Winter und einer Schneeschmelze im Februar, die bereits ein erstes Hochwasser auslöste, folgte im Juli eine extreme Wetterlage. Wahrscheinlich war eine sogenannte Vb-Wetterlage verantwortlich, bei der feuchtwarme Luftmassen vom Mittelmeer nach Mitteleuropa zogen und sich über den Mittelgebirgen ausregneten.
An vielen Flüssen wurden die höchsten jemals registrierten Wasserstände erreicht. Betroffen waren Rhein, Main, Donau, Mosel, Elbe, Moldau, Weser, Werra, Unstrut und weitere Nebenflüsse. Der Rhein in Köln erreichte schätzungsweise 13,55 m (höchster jemals gemessener Pegel), und die Donau in Passau übertraf spätere Rekorde wie 1501.
Das Magdalenenhochwasser 1342 übertrifft alle anderen Hochwasser der letzten 2000 Jahre in Mitteleuropa hinsichtlich der Flächendeckung, der Opferzahlen und der langfristigen ökologischen Folgen. Moderne Hochwasser wie 2002 oder 2021 waren zwar verheerend, profitierten jedoch von besseren Schutzmaßnahmen (z. B. Deichen, Frühwarnsystemen), die 1342 nicht existierten. Die Kombination aus extremen Wetterbedingungen, Entwaldung und fehlender Infrastruktur machte 1342 einzigartig katastrophal.

Außergewöhnliche Wetterereignisse in Mitteleuropa im 15. Jahrhundert
- 1407/08: Einer der strengsten Winter des Spätmittelalters. Eis auf Nordsee, Ostsee und Rhein. Sogar in England zugefrorene Flüsse.
Der Winter 1407/08 war einer der extremsten Winter des frühen 15. Jahrhunderts in Mitteleuropa, vergleichbar mit späteren Ereignissen wie 1607/08 oder 1962/63, aber weniger intensiv als der Jahrtausendwinter 1708/09. Seine Auswirkungen waren durch die damalige agrarische Gesellschaft besonders schwerwiegend. Im Kontext der letzten 2000 Jahre gehört er zu den bemerkenswerten Kälteereignissen der Kleinen Eiszeit, einer Periode, die durch häufige und intensive kalte Winter geprägt war. - 1431–1440: Eines der härtesten Jahrzehnte in der europäischen Klimageschichte, geprägt von extremen Wintern, nassen Sommern und Hungersnöten. Der Winter 1431/32 war besonders hart, mit langanhaltendem Frost, gefolgt von Schmelzwasserfluten im Frühjahr, die Städte entlang der Donau trafen. Die Hungersnot begann 1432 in Böhmen und breitete sich aus.
- 1453: Temperatursturz weltweit, sehr kühler Sommer in Europa, Chroniken berichten von fehlender Reife vieler Feldfrüchte
Mysteriöser Vulkanausbruch (möglicherweise in der Südhalbkugel) - 1453: Stürme und Kälte begünstigten den Fall Konstantinopels
Die Belagerung Konstantinopels durch die Osmanen unter Mehmed II. im Frühjahr 1453 wurde durch ungewöhnliche Wetterbedingungen beeinflusst.Starke Stürme und ungewöhnlich kalte Temperaturwerte im Frühjahr behinderten die byzantinische Verteidigung, da Versorgungsschiffe nicht rechtzeitig in die Stadt gelangen konnten. Gleichzeitig nutzte Mehmed II. günstige Wetterbedingungen, um seine Flotte über Land zu transportieren und die Stadt zu isolieren.
Der Fall Konstantinopels beendete das Byzantinische Reich und markierte den Aufstieg des Osmanischen Reiches als Großmacht. Dies hatte weitreichende Auswirkungen auf Europa, einschließlich der Förderung der Renaissance durch fliehende Gelehrte und der Verschiebung von Handelsrouten. Das Wetter war ein unterstützender Faktor, der die osmanische Strategie begünstigte und die ohnehin geschwächte byzantinische Verteidigung weiter unter Druck setzte. - 1459/60: Sehr strenger Winter, der erneut zu einer Totalvereisung der Ostsee führte, was auf eine extreme und langanhaltende Frostperiode hinweist. Historische Berichte erwähnen zugefrorene Flüsse und Seen in ganz Mitteleuropa, einschließlich des Bodensees, der nur bei extremen Wintern komplett vereist. Schneefälle waren intensiv, und die Kälte hielt über Monate an, mit Temperaturen, die vermutlich ähnlich stark unter dem Mittel lagen wie 1322/23. Die Ostsee war so stark vereist, dass sie teilweise begehbar war, ein Zeichen für wochenlange Temperaturen weit unter -10 °C.
Wie 1322/23 führte die Kälte zu Missernten, Hungersnöten und einer Verschärfung sozialer Spannungen. Der Handel, insbesondere über Wasserwege, kam weitgehend zum Erliegen, da Flüsse und Häfen unpassierbar waren. Chroniken berichten von erheblichen menschlichen Verlusten, sowohl durch direkte Kälte als auch durch nachfolgende Krankheiten.
Der Winter fiel ebenfalls in die Kleine Eiszeit, mit ähnlichen klimatischen Treibern wie 1322/23, einschließlich vulkanischer Aktivität und einer negativen Phase der Nordatlantischen Oszillation (NAO), die kalte Luftmassen nach Europa lenkte. Die Sonnenaktivität war während dieser Zeit niedrig (Spörer-Minimum), was die Abkühlung verstärkte. - 1467/68: Der Winter 1467/68 gehört zu den strengsten Wintern der Kleinen Eiszeit (ca. 1300–1850), vergleichbar mit anderen extremen Wintern wie 1607/08 oder 1657/58 („Schwedeneiswinter“), bei denen ebenfalls Flüsse zufroren. Historische Quellen berichten von zugefrorenen Flüssen wie der Weser und Elbe, die schwere Lasten tragen konnten – ein klarer Hinweis auf extreme Kälte. Dennoch war er vermutlich weniger intensiv als der Große Frost von 1708/09, der als kälteste Winter der letzten 500 Jahre gilt, mit Temperaturen bis −12°C in England und zugefrorenen Flüssen sogar im Süden Europas.
- 1473: Extreme Trockenheit in Mitteleuropa, die Ernten stark beeinträchtigte. Großer Dürresommer“ im späten Mittelalter. Zeitgenössische Berichte über vertrocknete Flüsse, massive Ernteausfälle, viele Menschen flohen vor Hunger, teilweise bis Oktober kein Regen.
Außergewöhnliche Wetterereignisse in Mitteleuropa im 16. Jahrhundert
- 1520, 1540, 1556, 1590: Extrem heiße und trockene Sommer, von denen 1540 der bekannteste ist.
- 1521/22, 1529/30, 1570, 1577/78: Milde Winter mit ungewöhnlichen phänologischen Ereignissen (z. B. Blüten und Blätter an Bäumen im Dezember oder Januar). Besonders 1529/30 war extrem mild, mit Kirschenernten im Dezember und blühendem Getreide im Januar.
- 1534: Rekordhitze und Trockenheit mit erheblichem Niederschlagsdefizit.
- 1537–1538: Extreme Wärmeanomalie im November und Dezember 1537, die bis Januar 1538 anhielt.
- 1538/39: Sehr milder Winter mit frischen Veilchen und Kornblumen zu Neujahr. Teilweise frühlingshafte Temperaturen im Februar, Vegetation begann sehr früh, Obstbäume trugen Wochen früher Blüten.
- 1540 (Jahrtausend-Sommer): Die schwerste Dürre und Hitzewelle der Neuzeit in Mitteleuropa, die elf Monate anhielt. Es regnete kaum, die Temperaturen lagen 5–7 °C über dem Normalwert des 20. Jahrhunderts. Flüsse wie Rhein, Elbe und Seine trockneten aus, sodass man sie zu Fuß überqueren konnte. Waldbrände, Ernteausfälle und Hitzschläge führten zu geschätzten 1 Million Toten. Diese Megadürre wurde durch eine stabile Omegalage (blockierendes Hochdruckgebiet) verursacht. Chroniken berichten von Rissen im Boden, in denen Menschen ihre Füße baumeln lassen konnten. Hitze, Dürre, räumliche Ausdehnung und Andauer sind sehr wahrscheinlich auch von Hitzesommern der Moderne nicht erreicht worden. Weitere Details zum Hitzesommer 1540.

- 1551: Zahlreiche Stürme und Gewitter in Mitteleuropa, die Ernten und Infrastruktur beschädigten.
- 1570 (1.–2. November): Schwere Sturmflut an der Nordsee, die trotz beginnendem Deichbau große Landflächen am Jadebusen und Dollart zerstörte. Sie gilt als eine der verheerendsten des Jahrhunderts.
- 1572/1573: Sehr kalter Winter im Rahmen der Kleinen Eiszeit. Es gibt Berichte über gefrorene Wasserleitungen und zahlreichen Toten unter den Armen.
Außergewöhnliche Wetterereignisse in Mitteleuropa im 17. Jahrhundert
- 1601: Kalter Sommer, Folge des Ausbruchs von Huaynaputina (Peru, 1600)
Stark unterdurchschnittliche Temperaturen, Kalte Sommernächte, Ernteverluste, soziale Spannungen,
Berichte von verregnetem, windigem und kühlem Sommerwetter - 1607/08: Der Winter 1607/08 in Mitteleuropa war einer der kältesten und strengsten Winter der Kleinen Eiszeit. Er gilt neben den Wintern 1708/09 und 1739/40 zu den Top-Kandidaten für den „Jahrtausend-Winter„.
Der Winter 1607/08, auch als „Der große Winter“ bezeichnet, war einer der extremsten Winter in der Geschichte Mitteleuropas. Er zeichnete sich durch außergewöhnliche Kälte, langanhaltenden Frost und massive Schneefälle aus. Der Winter begann im Dezember 1607 und erreichte seinen Höhepunkt im Januar 1608. Temperaturen sanken so stark, dass Flüsse wie die Themse, die Ostsee und der Bodensee vollständig zufroren. An der Nordseeküste wurden vereiste Küstenabschnitte dokumentiert.
In Danzig (heute Gdańsk) wurde berichtet, dass selbst nach Pfingsten (26. Mai 1608) noch Schlittschuhlaufen auf zugefrorenen Gräben möglich war. (Eislaufen im Mai auf gefrorenen Gewässern – wie war das möglich?)
Es gab ungewöhnlich hohe Schneemengen, selbst in Regionen wie Padua (Italien) und Spanien, die normalerweise mildere Winter erleben. In England hielt eine Schneedecke von Anfang Dezember bis zum Frühlingsäquinoktium an.
Der Winter 1607/08 war ein „Jahrtausendwinter“, vergleichbar mit 763/64, 1708/09 und 1739/40, und gehört zu den extremsten Wetterereignissen der letzten 2000 Jahre in Mitteleuropa. Seine außergewöhnliche Dauer, die weitreichende Kälte und die massiven Schneefälle machten ihn zu einer Katastrophe mit erheblichen Folgen für die Bevölkerung. Im Vergleich zu anderen kalten Wintern sticht er durch seine Langlebigkeit und die Betroffenheit südlicher Regionen hervor, bleibt aber in seiner Intensität vermutlich hinter 1708/09 zurück. - 1616: Schwere Dürre in den tschechischen Ländern, die Ernteausfälle und Hungersnöte verursachte.
-
1618-1648, Dreißigjähriger Krieg stand unter dem Einfluss der Kleinen Eiszeit.
Kältere Winter und Ernteausfälle: Die 1620er und 1630er Jahre waren von besonders kalten Wintern und nassen Sommern geprägt. Dies führte zu wiederholten Missernten, was die Versorgung der Bevölkerung und der Armeen erschwerte. Hunger und Unterernährung waren weit verbreitet, was die Leidensfähigkeit der Zivilbevölkerung und Soldaten weiter verschärfte.
Logistische Probleme: Extreme Wetterbedingungen wie starke Regenfälle oder lange Frostperioden behinderten die Mobilität der Armeen. Schlammige Wege erschwerten den Transport von Nachschub, Artillerie und Truppen, was die Kriegsführung verzögerte und die Plünderungen von Dörfern verstärkte, da Soldaten oft gezwungen waren, sich direkt vor Ort zu versorgen.
Krankheiten und Seuchen: Die Kombination aus Kälte, Nässe und mangelnder Hygiene begünstigte die Ausbreitung von Krankheiten wie Pest, Typhus und Ruhr. Besonders in den überfüllten Lagern und belagerten Städten führten diese Seuchen zu hohen Verlusten, die oft schlimmer waren als die direkten Kampfhandlungen.
Soziale und wirtschaftliche Auswirkungen: Die extremen Wetterereignisse verschärften die wirtschaftliche Not. Die ohnehin durch Plünderungen und Kriegssteuern geschwächte Bevölkerung litt zusätzlich unter den Folgen der Missernten, was Unruhen und Migrationen verstärkte.
Ein konkretes Beispiel ist der harte Winter 1620/21, der die Kämpfe in Böhmen und der Pfalz beeinflusste, da die Armeen in ihren Bewegungen stark eingeschränkt waren. Auch die 1630er Jahre mit ihren nassen Sommern und kalten Wintern trugen dazu bei, dass die Versorgungskrise den Krieg verlängerte und die Verwüstungen verstärkte.
Die extremen Wetterereignisse der Kleinen Eiszeit waren kein direkter Auslöser des Dreißigjährigen Krieges, aber sie verschärften die Not, erschwerten die Kriegsführung und trugen zur allgemeinen Grausamkeit und Verheerung bei. - 1620/21: Sehr kalter Winter. Er war geprägt von extrem niedrigen Temperaturen und starkem Schneefall, besonders in Mitteleuropa (Böhmen, Pfalz, Süddeutschland). Historische Berichte und klimatologische Rekonstruktionen zeigen, dass Flüsse wie der Rhein und die Moldau über längere Zeiträume zufroren. Die Kälte begann früh (bereits im November 1620) und hielt bis in den März 1621 an. Dazu kamen starke Schneefälle, die die Landschaft unpassierbar machten.
Der Winter 1620/21 fiel unmittelbar nach der Schlacht am Weißen Berg (8. November 1620), in der die katholische Liga die böhmischen Aufständischen besiegte. Die extremen Wetterbedingungen erschwerten die Verfolgung der geschlagenen böhmischen Truppen, da die kaiserlichen Truppen durch Schnee und Kälte in ihrer Mobilität eingeschränkt waren.
Die Versorgungslage verschlechterte sich dramatisch. Die Armeen, die oft von Plünderungen abhängig waren, fanden in den Dörfern kaum noch Vorräte, da die vorherigen Missernten (z. B. 1619) die Bauern bereits geschwächt hatten. Dies führte zu verstärkten Übergriffen auf die Zivilbevölkerung.
Die Kälte und mangelnde Hygiene begünstigten Krankheiten wie Ruhr und Typhus, die in den überfüllten Winterlagern der Soldaten grassierten.
Der Winter 1620/21 war streng, aber vermutlich nicht so kalt wie 1708/09 oder 1941/42 in absoluten Temperaturen. Seine Wirkung war jedoch durch den Kontext des Dreißigjährigen Krieges besonders verheerend, da die Bevölkerung bereits durch Krieg und Missernten geschwächt war.
Im Vergleich zu 1708/09 war 1620/21 regional begrenzter, aber kriegsbedingt sozial verheerender. Gegenüber 1812/13 und 1941/42 hatte 1620/21 weniger extreme Temperaturen, aber die Kombination aus Krieg, Plünderungen und Seuchen machte ihn für die Zivilbevölkerung ähnlich tödlich. Der Winter verschärfte die Not im Dreißigjährigen Krieg und trug zur Verlängerung des Konflikts bei, da die Versorgungskrise die Armeen zwang, weiter zu plündern. - 1657/1658:„Schwedeneiswinter“, Januar bis Februar 1658, in der Spätphase des Dreißigjährigen Krieges, genauer während des Zweiten Nordischen Krieges. Extreme Kälte ließ nicht nur Flüsse wie den Öresund zufrieren, sondern auch: Kleine und Große Belte (Meeresengen zwischen dänischen Inseln) und Teile der Ostsee. Derartige Kälte war in der Kleinen Eiszeit nicht ungewöhnlich, aber 1657/58 war sie besonders scharf.
Karl X. Gustav von Schweden nutzte das zugefrorene Meer für einen historischen Militärmarsch, mit rund 12.000 Mann, Kavallerie und schwerem Gerät zog er über das Eis! Von der Insel Seeland bis nach Jütland – ein militärisch und logistisch eigentlich unmöglicher Zug.
Der Eismarsch wurde als „göttliches Zeichen“ für die Schweden gedeutet. Der „Schwedeneiswinter“ wurde zur Legende und ist ein Paradebeispiel für das Zusammenspiel von Wetter und Geschichte.

- 1675: Beginn monatlich aufgelöster Wetterdaten in Mitteleuropa, die zirkulationsdynamische Analysen ermöglichen.
- 1675: Ungewöhnlich kalter Sommer, sehr spät einsetzendes Wachstum, hohe Getreidepreise durch schlechte Ernte, zahlreiche Berichte von Dauerregen und Kälte. Kleines Sonnenfleckenminimum – Maunder-Minimum (1645–1715)
- 1695: Kalter, windiger und regnerischer Sommer. Weinreben erfroren, schlechte Obst- und Getreideernte. Chroniken sprechen von „verlorenem Sommer“. Tiefpunkt der Kleinen Eiszeit
Außergewöhnliche Wetterereignisse in Mitteleuropa im 18. Jahrhundert
- 1708/09 (Jahrtausendwinter, Der „Große Frost“): Der Winter 1708/09 fällt in die Spätphase der Kleinen Eiszeit, die durch starke Temperaturschwankungen und häufige Kälteextreme gekennzeichnet war. Er gilt – neben dem Winter 1607/08 als einer der kältesten Winter in Europa seit 500 Jahren und wird oft als „Großer Frost“ (Great Frost) bezeichnet.
- 1739/40: Sehr strenger und langer Winter, gefolgt von der Irischen Hungersnot, die durch Ernteausfälle verschärft wurde. Der Winter 1739/40 war in Mitteleuropa extrem streng (vergleichbar mit 1607/08 und 1708/09) mit langanhaltendem Frost und Schneefällen, die Landwirtschaft und Handel beeinträchtigten. Weitere Details zu den Jahrtausendwintern 1708/09 und 1739/40.
- 1740/41: Strenger Winter, festgestellt aufgrund von von Chroniken und Proxy-Daten. Aber nicht so kalt wie der vorherige Winter 1739/40.
- 1757: Heißester Sommer des 18. Jahrhunderts. Frühzeitliche Messdaten aus Paris und Zentraldeutschland zeigen enorme Hitze. In England als „Great Heat“ bezeichnet. Zahlreiche Dürreberichte, frühe Getreideernte
- 1764: Tornado von Woldegk (29. Juni 1764, Mecklenburg, Deutschland) Stärke: F5 auf der Fujita-Skala (Windgeschwindigkeiten bis 512 km/h).
Dieser „Jahrtausendtornado“ gilt als der stärkste in Deutschland dokumentierte Tornado. Er zog eine 900 Meter breite und 30 Kilometer lange Schneise der Verwüstung. Kinder und Schafe wurden in die Luft gesaugt, eine Frau und ihre Enkelin von Trümmern erschlagen. Massive Baumstümpfe wurden ausgerissen, und Seen wurden leergesogen. Mindestens eine Tote, viele Verletzte. Die Schäden waren immens, besonders in Woldegk, aber die geringe Bevölkerungsdichte und der Feiertag (viele waren in der Kirche) verhinderten höhere Opferzahlen.
- 1766: Gigantische Dürre in Mitteleuropa, die mit den Dürren von 1302–1307 und 1540 verglichen wird. Sie führte zu erheblichen Ernteausfällen und wirtschaftlichen Problemen.
- 1770-1772: Die Große Hungersnot in Russland. Während der Herrschaft von Katharina der Großen traf eine schwere Dürre, gefolgt von Missernten, weite Teile Russlands und Osteuropas. Besonders 1770–1772 führte dies zu einer massiven Hungersnot, die als eine der schlimmsten des 18. Jahrhunderts gilt. Millionen Menschen starben, und die Lebensmittelpreise stiegen drastisch.Die Hungersnot destabilisierte die russische Gesellschaft und verschärfte soziale Spannungen. Sie fiel zeitlich mit dem Pugatschow-Aufstand (1773–1775) zusammen, einer der größten Bauernrevolten in der russischen Geschichte. Die Unzufriedenheit mit den wirtschaftlichen Bedingungen und der staatlichen Misswirtschaft wurde als Katalysator für diesen Aufstand gesehen, der Katharinas Regime ernsthaft bedrohte. Sie musste erhebliche militärische Ressourcen einsetzen, um die Rebellion niederzuschlagen, was ihre Herrschaft konsolidierte, aber auch die Notwendigkeit von Reformen verdeutlichte.
- 1760-1780: Extreme Kälte und Überschwemmungen in Mitteleuropa. In den 1760er- und 1770er-Jahren gab es in Mitteleuropa mehrere Perioden extremer Kälte und anschließender Überschwemmungen, insbesondere entlang der Elbe, Donau und Weichsel. Beispielsweise führten strenge Winter und plötzliche Tauwetter zu Hochwassern, die Städte wie Prag, Dresden und Krakau schwer trafen. Historische Quellen berichten von zerstörten Ernten und Infrastruktur.
Diese Ereignisse hatten Auswirkungen auf die politischen Machtverhältnisse in Mitteleuropa, insbesondere im Heiligen Römischen Reich und in Polen-Litauen. In Polen-Litauen, das unter russischem Einfluss stand, verschärften Missernten und Hochwasser die wirtschaftliche Schwäche des Staates, was die Erste Teilung Polens (1772) erleichterte, an der Russland unter Katharina der Großen maßgeblich beteiligt war. Die Unfähigkeit lokaler Herrscher, auf Naturkatastrophen effektiv zu reagieren, stärkte Katharinas Position als dominante Macht in der Region.
Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Hungersnöte, Hochwasser und Kälteperioden hatten in Ost-, Nord- und Mitteleuropa während Katharinas Herrschaft erhebliche politische Folgen. Sie destabilisierten Gesellschaften, verschärften soziale und wirtschaftliche Krisen und boten Katharina Möglichkeiten, ihren Einfluss auszubauen – sei es durch militärische Niederschlagung von Aufständen, diplomatische Manöver oder infrastrukturelle Maßnahmen. Besonders die Hungersnot in Russland und die Missernten in Polen-Litauen waren entscheidend für die geopolitischen Entwicklungen, die Katharinas Machtposition stärkten.

- 1784: Überschwemmungskatastrophe im Maintal, verursacht durch extreme Niederschläge und Schmelzwasser.
- 1785: Kältester Frühling in Deutschland seit Beginn der Messungen, mit einem Mittelwert von 4,0 °C.

- 1788: Hagelunwetter von Juli 1788 (Spanien bis Ostsee). Zwei riesige Gewittercluster (MCS/MCC) zogen von Spanien/Portugal über Frankreich, Benelux, die Alpen bis zur Ostsee. Es wird als die größte Hagelkatastrophe Europas aller Zeiten angesehen. Berichte sprechen von Riesen-Hagel (Größe nicht genau dokumentiert) und Orkanböen bis 150 km/h. Sämtliche Ernten wurden zerstört, es gab Überschwemmungen, und ganze Regionen waren verwüstet. Historische Quellen wie die von Hubert Lamb beschreiben die immense Flächendeckung. Opferzahlen sind nicht genau überliefert, aber die wirtschaftlichen Folgen waren katastrophal, da die Landwirtschaft damals die Lebensgrundlage war.

- 1788/89: Extrem kalter Winter. Der Winter 1788/89 war einer der härtesten Winter in Mitteleuropa in der Neuzeit und hatte erhebliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen. Er war durch extreme Kälte gekennzeichnet, die von November 1788 bis März 1789 anhielt. Temperaturen sanken in vielen Regionen Mitteleuropas auf Rekordtiefs, teilweise bis zu -20 °C oder tiefer. Starke Schneefälle und langanhaltende Frostperioden führten zu vereisten Flüssen wie der Donau, dem Rhein und der Elbe, die monatelang nicht schiffbar waren. Der Winter folgte auf einen feuchten Sommer und Herbst 1788, was die Lebensmittelversorgung bereits geschwächt hatte.Die extreme Kälte führte zu Missernten und verschärfte die Nahrungsknappheit, da Vorräte schnell aufgebraucht waren. Dies trug in Frankreich zur Verschlimmerung der sozialen Unruhen bei, die in die Französische Revolution (1789) mündeten.
Vieh starb in großen Zahlen, was die landwirtschaftliche Produktion weiter schwächte. Die eingeschränkte Mobilität durch Schnee und Eis isolierte Gemeinden und erschwerte den Handel. Berichte aus der Zeit beschreiben, wie Menschen in ihren Häusern froren, da Brennholz knapp wurde.
Der Winter 1788/89 könnte mit vulkanischen Aktivitäten in Verbindung stehen, insbesondere dem Ausbruch des Laki-Vulkans auf Island (1783–1784), dessen Aerosolausstoß das Klima in Europa für mehrere Jahre abkühlte. Eine starke negative Phase der Nordatlantischen Oszillation (NAO) begünstigte kalte Ostwinde, die kontinentale Kaltluft nach Mitteleuropa brachten.
Der Winter 1788/89 war ein extrem kaltes Ereignis, das durch seine gesellschaftlichen Folgen, insbesondere die Verschärfung der Krise vor der Französischen Revolution, in die Geschichte einging. Im Vergleich zu anderen kalten Wintern der letzten 2000 Jahre war er nicht der kälteste (1708/09 und 763/764 waren vermutlich extremer), aber seine Kombination aus klimatischen und sozialen Auswirkungen macht ihn einzigartig. - 1789: Missernten durch Wetterextreme. Grundlage für die Französische Revolution
Die Jahre vor der Französischen Revolution waren von Missernten und Hungersnöten geprägt, die die soziale Unzufriedenheit verschärften. Der Winter 1788/89 war extrem kalt, mit gefrorenen Flüssen und Ernteausfällen. Zuvor hatten Dürren (1785) und Hagelstürme (1788) die landwirtschaftliche Produktion stark beeinträchtigt. Die Hungersnot führte zu steigenden Brotpreisen, was die Armut verschärfte und soziale Unruhen auslöste. Diese Krise war ein Katalysator für die Revolution, da sie die Unzufriedenheit mit der Monarchie und den Eliten verstärkte.
Wetterbedingungen verschlimmerten die wirtschaftliche Krise und trugen wesentlich zur Radikalisierung der Bevölkerung bei.
Eine kurze Abhandlung in NationalGeographic, Klimawandel im Mittelalter: Vom Wärmeoptimum in die Kaltzeit - 1795/96: Extrem milder Winter. Der Winter 1795/96 in Mitteleuropa war außergewöhnlich mild und gehört zu den mildesten Wintern der späten 18. Jahrhunderts, er war durch ungewöhnlich hohe Temperaturen, geringe Schneefälle und frühzeitige Vegetationsperioden gekennzeichnet.
Temperaturen: Die Durchschnittstemperaturen lagen in vielen Regionen Mitteleuropas deutlich über dem langjährigen Mittel. In manchen Gebieten, wie Süddeutschland, wurden im Januar und Februar 1796 Temperaturen verzeichnet, die eher an Frühling als an Winter erinnerten (oft 5–8 °C über dem Durchschnitt). Niederschläge: Statt Schnee dominierte Regen, was zu Überschwemmungen in Flussgebieten wie Rhein und Donau führte. Schneefälle waren selten und die Schneedecke, wenn vorhanden, schmolz schnell. Historische Berichte erwähnen früh blühende Pflanzen und eine verlängerte landwirtschaftliche Saison. Bauern konnten teilweise bereits im Februar mit der Aussaat beginnen, was für die damalige Zeit ungewöhnlich war. Der Winter war von starken atlantischen Tiefdrucksystemen geprägt, die milde, feuchte Luftmassen aus dem Westen brachten. Dies führte zu einer stabilen Westlage, die kalte kontinentale Luftmassen aus Osteuropa fernhielt.
Vergleich mit anderen historischen Wintern:-
Winter 1733/34: Ebenfalls sehr mild, mit ähnlichen Merkmalen wie 1795/96 (wenig Schnee, frühe Vegetation). Beide Winter wurden durch starke westliche Zirkulationen begünstigt.
-
Winter 1833/34: Ein weiterer milder Winter, der jedoch in manchen Regionen durch stärkere Schwankungen zwischen milden und kurzen kalten Phasen auffiel, im Gegensatz zur konstanten Milde von 1795/96.
-
Winter 1974/75: Dieser moderne milde Winter zeigt Parallelen, da er ebenfalls durch eine stabile Westlage und hohe Temperaturen gekennzeichnet war. Allerdings war die Milde 1795/96 in manchen Regionen extremer, da sie weniger Kaltlufteinbrüche aufwies.
-
Außergewöhnliche Wetterereignisse in Mitteleuropa im 19. Jahrhundert
- 1800: Tornado von Hainichen (Sachsen, Deutschland) Stärke: F5 auf der Fujita-Skala (Windgeschwindigkeiten bis 512 km/h).
Der zweite bestätigte F5-Tornado in Deutschland. Er hinterließ eine 50 Meter breite Schneise, in der kein Baum stehenblieb – entwurzelte Stämme wurden hunderte Meter weit geschleudert. Konkrete Opferzahlen sind nicht überliefert, aber die Zerstörung war verheerend. Wälder wurden vollständig vernichtet, und die Schäden waren in der dünn besiedelten Region enorm. - 1812/13: Früher Beginn eines strengen Winters in Russland während Napoleons Invasion 1812 (Große Armee)
Der Winter begann ungewöhnlich früh, bereits im Oktober 1812. Historische Berichte beschreiben, dass bereits Mitte Oktober in der Region um Moskau Schnee fiel und die Temperaturen unter −10 °C sanken.Der Winter war extrem streng. Im November 1812, während des Rückzugs der Grande Armée aus Moskau, fielen die Temperaturen auf −20 bis −30 °C. Zeitgenössische Quellen berichten von Tiefstwerten bis −35 °C im Dezember 1812, insbesondere in der Region um Smolensk und während der Überquerung der Beresina. Dichte Schneefälle und Stürme begleiteten den Rückzug. Der Schnee lag in der Region um Moskau bis zu 1 m hoch, und Verwehungen machten Straßen unpassierbar. Die russische Steppe bot keinen Schutz vor den eisigen Winden, und die Armee war schlecht ausgerüstet (z. B. fehlende Winterkleidung).
Napoleon marschierte im Juni 1812 mit etwa 600.000 Mann in Russland ein. Die russische Taktik der „verbrannten Erde“ zwang die Armee zum Rückzug, und der frühe Winter verschärfte die Lage. Beim Rückzug starben Zehntausende an Kälte, Hunger und Krankheiten (z. B. Typhus). Am Ende überlebten nur etwa 50.000 Mann. Die Kälte zerstörte die Versorgungslinien. Pferde starben massenhaft (über 200.000), was die Artillerie und den Nachschub lahmlegte.
Bei Napolens Invasion 1812 begann der russische Winter sehr früh und war sehr streng. Diese Bedingungen waren entscheidend für die Niederlagen der Armee, da sie auf die Kälte und Logistikprobleme nicht vorbereitet waren. - 1816 („Jahr ohne Sommer“): Der Sommer 1816 war der kälteste der modernen Ära, mit Temperaturen in Mitteleuropa etwa 2–3 °C unter dem Mittel (ca. 13 °C statt 16 °C). Der Ausbruch des Vulkans Tambora (1815) in Indonesien verursachte eine globale Abkühlung durch Aerosole. In Deutschland schneite es im Juni (z. B. Bayern), und es gab Frost im Juli.
- 1829/30: Der Winter 1829/30 war der kälteste des 19. Jahrhunderts (−6,6 °C) und einer der kältesten der letzten 200 Jahre, nur übertroffen von historischen Extremen wie 1708/09 und 1739/40. Im Vergleich zu 1962/63 war er kälter, und gegenüber den Kriegswintern 1939/40–1941/42 hatte er niedrigere Temperaturen. Er fällt in die Spätphase der Kleinen Eiszeit (ca. 1300–1850) und war durch extreme Kälte, langanhaltenden Frost und erhebliche Schneefälle geprägt. In Berlin wurden Tiefstwerte von bis zu −27 °C gemessen, und in Süddeutschland (z. B. München) sanken die Temperaturen auf −30 °C. Der Januar 1830 war der kälteste Monat, mit Tagesmitteln von −15 °C in vielen Regionen.
Die Kälte begann Ende November 1829 und hielt bis März 1830 an, also etwa vier Monate ununterbrochener Frost. Es gab erhebliche Schneefälle, besonders im Januar und Februar. Im Tiefland (z. B. Norddeutsches Tiefland) lagen bis zu 50 cm Schnee, in den Mittelgebirgen sehr starke Verwehungen von teilweise mehreren Metern.Eisbildung: Große Flüsse wie der Rhein, die Elbe und die Donau froren vollständig zu, ein seltenes Ereignis. Der Bodensee war komplett vereist („Seegfrörne“), und die Ostsee fror großflächig zu, sodass Menschen zwischen Inseln auf dem Eis reisen konnten. - 1830er–1850er: Kälteste Phase in der Frühlingsperiode, mit sehr kalten Frühjahren wie 1837 (4,7 °C), 1845 (4,4 °C) und 1853 (4,6 °C).
- 1833/34: Sehr milder Winter. Der Winter 1833/34 wird in den historischen Klimadaten Österreichs als einer der wärmsten Winter seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen im Jahr 1767 geführt. In der Rangliste der wärmsten Winter in Österreich belegt er den siebten Platz.
Diese ungewöhnliche Milde war bemerkenswert, da sie in eine Zeit fiel, in der Europa regelmäßig von harten Wintern betroffen war. Solche Abweichungen von den üblichen klimatischen Bedingungen hatten oft erhebliche Auswirkungen auf Landwirtschaft und Gesellschaft.
- 1868: Aufbau eines flächendeckenden Messstationsnetzes im Norddeutschen Bund, was die Wetteraufzeichnungen erheblich verbesserte.
- 1879/80: Der Winter 1879/80 war einer der kältesten und schneereichsten der späten Kleinen Eiszeit, mit Temperaturen von −10 bis −15 °C und einer Schneedecke von etwa 90 Tagen. Im Vergleich zu 1708/09 und 1829/30 war er milder, aber er übertraf moderne Winter wie 1962/63 und 1978/79 in der Kälteintensität. Gegenüber den Kriegswintern 1939/40–1941/42 war 1879/80 kälter und die extremen Schneefälle und Verwehungen von 1879/80 machten ihn zu einem der härtesten Winter des 19. Jahrhunderts, nur übertroffen von 1829/30. Der Winter war besonders lang und frostig, mit Kältephasen von Dezember 1879 bis März 1880.
Es gab erhebliche Schneefälle, mit einer geschlossenen Schneedecke über etwa 90 Tage. In Norddeutschland (z. B. Bremen) wurden Schneehöhen von bis zu 60 cm gemessen, in den Alpen und Mittelgebirgen über 1,5 m. Verwehungen waren ein großes Problem, besonders in England, wo der Winter als „The Great Freeze“ bekannt wurde. Der Rhein fror bei Bingen zu, ebenso wie die Elbe und Teile der Ostsee. In den Niederlanden waren Kanäle wie das IJsselmeer vereist, und in England froren Flüsse wie die Themse teilweise zu.
Außergewöhnliche Wetterereignisse in Mitteleuropa 20. Jahrhundert
- 1911: Extrem heißer und trockener Sommer, das wärmste Jahr in Mitteleuropa zwischen 1874 und 1946. In Berlin wurden im Juli 34 °C, in Jena 39 °C gemessen, und Zürich verzeichnete 42 Tage über 30 °C. Die Hitze war so intensiv, dass in Berlin eine Sitzung des preußischen Landtages abgebrochen wurde.
- 1921: Schwere Dürre, besonders auf den Britischen Inseln, aber auch in Teilen Mitteleuropas.
- 1928/29: Strengster Winter des Jahrhunderts. Berlin erlebte Temperaturen von -26 °C; Elbe, Rhein und Donau waren gefroren.
- 1939/40 bis 1941/42 (strenge Kriegswinter): Die Kriegswinter 1939/40 bis 1941/42 waren außergewöhnlich kalt (−5,0 bis −2,8 °C) und gehören zu den strengsten des 20. Jahrhunderts, nur übertroffen von 1962/63. Im Vergleich zu 1708/09 und 1739/40 waren sie milder, aber die Kriegsumstände verschärften die Folgen. Gegenüber 1995/96 und der Serie 2008/09–2012/13 waren sie deutlich kälter und schneereicher, was sie in der Klimageschichte besonders herausstellt.
- 1940: Kältestes Jahr seit Beginn regelmäßiger Messungen. Die gemittelten Jahresmitteltemperaturen für Paris, Berlin, Warschau, Kopenhagen, Wien, Zugspitze und Brocken ergaben einen Wert von 5,9°C, im Vergleich dazu betrug das Mittel im wärmsten Jahr 2024 9,1°C.
Andere kalte Jahre wie 1963 oder 1816 („Jahr ohne Sommer“) könnten ähnlich kalt gewesen sein, aber Daten sind für die genannten Messstationen weniger vollständig. - 1941/42: Früher Beginn eines strengen Winters in Russland beim deutschen Feldzug im Zweiten Weltkrieg (Operation Barbarossa)
Der Winter setzte bereits Ende Oktober 1941 ein, früher als erwartet. In der Region um Moskau (wo die Wehrmacht im Dezember 1941 stand) sanken die Temperaturen Mitte November auf −20 °C, und im Dezember 1941 wurden −40 °C gemessen (z. B. in Klin, nordwestlich von Moskau).
Der Winter 1941/42 war einer der kältesten des 20. Jahrhunderts in Russland. Im Januar 1942 fielen die Temperaturen in der Region Stalingrad auf −35 °C, und in Leningrad wurden −42 °C gemessen. Die Kälte wurde durch starke Winde („Purgas“) verschärft, die die gefühlte Temperatur noch niedriger machten. Dichte Schneefälle begleiteten die Kälte, mit Schneedecken von 1–1,5 m in der Region Moskau und bis zu 2 m in Waldgebieten. Verwehungen behinderten den Nachschub.
Die Wehrmacht startete die Operation Barbarossa im Juni 1941 mit etwa 3 Millionen Soldaten, war aber nicht auf einen Winterkrieg vorbereitet. Die Kälte führte zu massiven Ausfällen bei Maschinen (Panzer froren ein, Gewehre funktionierten nicht), und Soldaten litten unter Erfrierungen (über 100.000 Fälle). Die Rote Armee nutzte die Kälte für Gegenoffensiven (z. B. Schlacht um Moskau, Dezember 1941), die die Wehrmacht zurückdrängten. Die Wehrmacht hatte keine Winterausrüstung (z. B. fehlende Stiefel, Mäntel), und die Versorgung brach zusammen. Eisenbahnen froren ein, und Nachschub kam nicht durch.
Sowohl bei Napoleons Invasion 1812 als auch beim deutschen Feldzug 1941–1943 im Zweiten Weltkrieg spielten diese extremen Wetterbedingungen eine entscheidende Rolle bei den militärischen Niederlagen der Invasoren. - 1946/47: Sehr kalter Winter mit einem Mittelwert von −4,6 °C in Deutschland, einer der kältesten der Zeitreihe. Er galt nach dem Krieg als der Hungerwinter.

- 1947: Der Sommer 1947 in Deutschland war extrem heiß, trocken und sonnig, mit einer Durchschnittstemperatur von 18,5 °C, etwa 2,1 °C über dem langjährigen Mittel (1961–1990). Er folgte dem Hungerwinter 1946/47, der sehr kalt war (−4,6 °C), und markierte einen krassen Kontrast. Der Sommer war geprägt von anhaltendem Hochdruckwetter mit Rekord-Sonneneinstrahlung und schwerer Dürre, Ernteausfällen und Wasserknappheit führte. Temperaturspitzen erreichten in Süddeutschland über 35 °C, und in Berlin wurden 38 °C gemessen. Die Dürre verschärfte die Nachkriegsprobleme, da Lebensmittel knapp waren, und Waldbrände waren weit verbreitet.
- 1956 (Februar): Kältester Februar in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, oft der kälteste Einzelmonat überhaupt, mit Temperaturen um 10 °C unter dem langjährigen Mittel.
- 1962 (Februar): Die Sturmflut von 1962, auch als „Hamburger Sturmflut“ bekannt, war eine der schwersten Naturkatastrophen in Deutschland im 20. Jahrhundert. Sie ereignete sich in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 und traf vor allem die deutsche Nordseeküste, insbesondere Hamburg, mit verheerender Wucht. Ein Orkantief namens „Vincinette“, das vom südlichen Nordpolarmeer über Island und das Europäische Nordmeer nach Südschweden zog, verursachte die Katastrophe. Es brachte Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h (Windstärke 12, teils jenseits der Messgrenzen damaliger Geräte) und trieb gewaltige Wassermassen in die Deutsche Bucht.
Insgesamt forderte die Sturmflut 347 Todesopfer, davon 315 in Hamburg und 19 in Niedersachsen. Neun Soldaten kamen bei Rettungsarbeiten ums Leben. Über 60 Deichbrüche wurden in Hamburg verzeichnet, weitere entlang der Elbe und ihrer Nebenflüsse (z. B. Oste). In Niedersachsen gab es 61 Deichbrüche, besonders im Niederelberaum zwischen Otterndorf und Bremervörde. Über 6.000 Gebäude wurden zerstört, 20.000 Menschen mussten evakuiert werden, und etwa 100.000 Hamburger waren von den Wassermassen eingeschlossen. Rund 50.000 Nutz- und Haustiere ertranken.

- 1962/63: Einer der strengsten Winter des 20. Jahrhunderts in Europa, mit einem Mittelwert von −5,5 °C in Deutschland. Langanhaltende Kälte und Schneefälle lähmten weite Teile Mitteleuropas. Weitere Details zum Jahrhundertwinter 1962/63.
- 1969/70: Kalter Winter mit langer Schneedecke. Temperaturmäßig war er milder als 1962/63, die Kriegswinter oder historische Winter wie 1607/08. Der Winter 1969/70 war in Berlin durch die ununterbrochene Schneedecke von 120 Tagen (durchgehend Anfang Dezember bis Ende März) außergewöhnlich, eine Dauer, die selbst kalte Winter wie 1962/63 (71 Tage) oder 1978/79 (67 Tage) übertrifft. Die Schneedeckendauer macht 1969/70 besonders, auch wenn andere Winter (z. B. 1978/79) durch Verwehungen katastrophaler waren.
- 1978/79: Katastrophenwinter in Norddeutschland, mit riesigen Schneemassen, Stromausfällen und abgeschnittenen Landesteilen. Der Winter 1978/79 war in Norddeutschland besonders durch die Kombination aus plötzlichem Temperatursturz, extremen Schneefällen und meterhohen Verwehungen. Gegenüber kälteren Wintern wie 1962/63, den Kriegswintern 1939/40–1941/42 oder 1946/47 war die Kälte weniger intensiv, aber die Schneemassen und Verwehungen waren beispiellos in der Nachkriegszeit. Historische Winter wie 1607/08 waren ähnlich streng, hatten aber andere gesellschaftliche Auswirkungen. Im Vergleich zu moderneren Wintern (1995/96, 2008/09–2012/13) sticht 1978/79 durch seine Katastrophenwirkung heraus, da die damalige Infrastruktur und Wettervorhersage weniger fortgeschritten waren.
Reportagen: Katastrophenwinter 1978/79 / Als der Norden im Schnee versank
DWD: Die Schneekatastrophe zum Jahreswechsel 1978/79

- 1983 (Juli): Heißester Juli des 20. Jahrhunderts in Mitteleuropa, besonders heiß und trocken.
- 1984: Hagelsturm von München (12. Juli 1984). Ein extremes Unwetter traf München und Südbayern nach einer Hitzewelle. Eine Kaltfront führte zur Bildung massiver Quellwolken, und Hagelkörner mit bis zu 9,5 cm Durchmesser (ca. 300 g) fielen. Der Hagelsturm dauerte 20–30 Minuten, das Unwetter insgesamt 2,5 Stunden, und hinterließ eine 20 cm hohe Hagelschicht.Über 70.000 Gebäude und 200.000 Fahrzeuge wurden beschädigt, mehrere hundert Menschen verletzt. Es gab keine direkten Todesopfer, aber einige starben durch Herzinfarkt oder bei Aufräumarbeiten. Der Schaden belief sich auf 1,5 Milliarden Euro – der größte für die deutsche Versicherungswirtschaft bis dahin. Die Feuerwehr hatte über 3.800 Einsätze.
- 1984: 24.November 1984, höchste offiziell gemessene Windgeschwindigkeit auf dem Brocken im Harz mit 263 km/h.
Die Windgeschwindigkeit von 263 km/h (entspricht etwa 73 m/s) wurde an der Wetterstation auf dem Brocken, die seit 1939 in Betrieb ist, aufgezeichnet. Diese Station liegt auf dem Gipfel des Brockens (1.142 m ü. NHN), dem höchsten Berg des Harzes, und ist bekannt für die Erfassung extremer Wetterereignisse. Der damalige Wetterbeobachter Anton Lochmann erlebte den Sturm hautnah. Aus Angst, dass die Fenster der Wetterstation dem Druck nicht standhalten könnten, suchte er Schutz im Keller. Dies verdeutlicht die extreme Gewalt des Sturms.
Die 263 km/h waren ein absoluter Spitzenwert und übertrafen selbst die Windstärken an anderen windigen Orten wie der Zugspitze oder der Nordseeinsel Helgoland (ca. 30 km/h im Mittel).Es gibt Hinweise, dass ein noch stärkerer Orkan im Januar 1938 über den Brocken fegte, mit einer inoffiziellen Windspitze von 291,6 km/h (81 m/s). Allerdings ist diese Messung nicht offiziell anerkannt, da das Aufzeichnungsgerät überlastet war und einen Defekt erlitt. Der Windstreifen, der diese Messung dokumentieren könnte, gilt als verschollen, weshalb der 24. November 1984 weiterhin als Rekordtag gilt.
Noch extremer als der Brocken ist oft die „große Schwester“ Schneekoppe im Riesengebirge. Siehe auch Klimaverhältnisse auf den höchsten Mittelgebirgsgipfeln Mitteleuropas und Wetter und Webcams Berge.Ein typisches Bild im Winterhalbjahr auf dem Brocken mit Schnee und Rauhreif. - 1988 (März, Großer Arber): Außergewöhnliche Schneehöhe von etwa 380 cm am Großen Arber (Bayerischer Böhmerwald), eine der höchsten jemals gemessenen in Mitteleuropa. Sämtliche Mittelgebirge verzeichneten rekordverdächtige Schneehöhen. Im Februar und März 1988 kam es wiederholt zu Nordwestlagen, die eine enorme Akkumulation des Schnees bis Ende März ermöglichte. Siehe auch Klimaverhältnisse auf den höchsten Mittelgebirgsgipfeln Mitteleuropas und Wetter und Webcams Berge.
- 1995/96 (Ostwind-Winter): Der „Ostwind-Winter“ 1995/96 war in Mitteleuropa ein bemerkenswert kalter Winter, der sich durch eine dominante meridionale Zirkulationsform auszeichnete, bei der kalte Ostwinde aus Osteuropa vorherrschten. In Deutschland variierten die Temperaturmittel zwischen -1,7 °C und -4,6 °C, was kälter war als viele Winter der 1990er, die oft milder ausfielen. Im historischen Vergleich war er jedoch deutlich milder als die Jahrhundertwinter 1962/63 (-5,5 °C) oder 1940 (-5,0 °C) und erst recht als die Jahrtausendwinter 1708/09 und 1740. 1708/09 und 1740 hatten Temperaturen von -15 °C bis -25 °C, gefrorene Flüsse wie den Rhein und massive Ernteausfälle, während 1995/96 keine vergleichbaren Extremwerte oder gesellschaftlichen Krisen aufwies.
An der Ostsee war es der letzte echte Eiswinter, bei dem küstennahe Meerareale zufroren. Im Vergleich zu schneereichen Wintern wie 1962/63 (71 Schneedeckentage) oder 1978/79 war er jedoch schneearm, was durch eine große Frosteindringtiefe (in Brandenburg teilweise mehr als ein Meter) Schäden an der Vegetation hinterließ.
Außergewöhnliche Wetterereignisse in Mitteleuropa im 21. Jahrhundert
- 2002: Hochwasser in Mitteleuropa. Im August 2002 kam es zu schweren Überflutungen in Deutschland, Tschechien und Österreich. Mindestens 45 Menschen starben, und die Schäden beliefen sich auf etwa 15 Milliarden Euro.
- 2003: Jahrhundertsommer, der als der heißeste seit 1540 gilt. Eine Omegalage führte zu Temperaturen über 40 °C (z. B. 8 Tage in Auxerre, Frankreich) und einer geschätzten Todeszahl von 45.000–70.000, besonders in Frankreich und Italien. Die Dürre verursachte Ernteausfälle und wirtschaftliche Schäden in Höhe von etwa 13 Milliarden US-Dollar.
Der Sommer 2003 war in Mitteleuropa außergewöhnlich durch seine extreme Hitze und Trockenheit, die als eine der schlimmsten Hitzewellen seit Jahrhunderten gilt. Besonders August 2003 war geprägt von Temperaturen, die teilweise 5–7 °C über dem langjährigen Durchschnitt lagen, mit Spitzenwerten über 40 °C (z. B. in Süddeutschland und Frankreich). Die Hitzewelle führte zu erheblichen gesundheitlichen Belastungen (ca. 70.000 hitzebedingte Todesfälle in Europa), Ernteausfällen und Waldbränden. Niedrige Niederschläge verschärften die Dürre, besonders in Südeuropa.
Vergleich mit anderen Hitzesommern:
1540 (Megadürre): Der Sommer 1540 war vermutlich noch extremer, mit geschätzten Temperaturanomalien von bis zu 7–10 °C über dem Durchschnitt und extremen Dürren in ganz Europa. Flüsse wie der Rhein trockneten teilweise aus. Daten sind jedoch weniger präzise, da es keine systematischen Wetteraufzeichnungen gab. Historische Berichte deuten auf katastrophale Ernteausfälle und Hungersnöte hin.
2018: Dieser Sommer war ebenfalls sehr heiß und trocken, besonders in Nord- und Mitteleuropa. Temperaturen lagen etwa 3–5 °C über dem Durchschnitt, mit langen Trockenperioden, die Landwirtschaft und Wasserreserven belasteten. Im Vergleich zu 2003 war die Hitze weniger intensiv, aber die Dürrephase länger anhaltend, was zu vergleichbaren wirtschaftlichen Schäden führte.
2022: Der Sommer 2022 war geprägt von mehreren Hitzewellen, besonders im Juli und August, mit Temperaturen über 40 °C in Westeuropa (z. B. Großbritannien, Frankreich). Die Dürre war schwerwiegend, besonders in Südeuropa (Italien, Spanien). Im Vergleich zu 2003 war die Hitze in manchen Regionen ähnlich intensiv, aber die Hitzewellen waren kürzer und regional unterschiedlicher verteilt. - 2005 (November): „Münsterländer Schneechaos“ – Größter Stromausfall in der deutschen Nachkriegsgeschichte
Im November 2005 führte eine extreme Wetterlage in Nordwestdeutschland, insbesondere im Münsterland, zu massiven Schneefällen und dem sogenannten „Münsterländer Schneechaos“. Am 25. November 2005 begann ein kräftiges Tiefdruckgebiet namens „Thorsten“, das vom Nordmeer über die Niederlande und Nordwestdeutschland zog, für ungewöhnlich starke Schneefälle. Innerhalb von 12 bis 24 Stunden fielen 30 bis 50 cm Nassschnee, lokal sogar über 50 cm, was für diese Region, die normalerweise wenig Schnee erlebt, außergewöhnlich war. Die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt, wodurch der Schnee schwer und feucht blieb.
Dieser nasse Schnee setzte sich auf Hochspannungsleitungen ab und bildete zentimeterdicke Eispanzer, die zusammen mit starkem bis stürmischem Wind extreme Belastungen verursachten. Durch die sogenannten Leiterseilschwingungen, bei denen die vereisten Kabel meterweit schwangen, wurden die Strommasten überlastet. Insgesamt knickten 82 Strommasten wie Streichhölzer um, was den größten Stromausfall in der deutschen Nachkriegsgeschichte auslöste und etwa 250.000 Menschen teilweise tagelang ohne Strom ließ.
Die Wetterlage war durch einen Kaltlufteinbruch aus dem Norden geprägt, gefolgt von einem nahezu ortsfesten Tief über Nordwestdeutschland, das wiederholt Schneefälle über dieselben Gebiete brachte. Besonders betroffen waren das Münsterland, das Tecklenburger Land, das Osnabrücker Land, das südliche Emsland und der Osten der Niederlande. Der Gesamtschaden wurde auf rund 100 Millionen Euro geschätzt. - Winter 2005/2006: Sehr kalter Hoch- und Spätwinter. Nach dem „Münsterländer Schneechaos“ gab es eine milde Phase bis in den Januar 2006 hinein. Anschließend war der Winter 2005/2006 in Mitteleuropa geprägt von einer markanten Kältephase, insbesondere im März 2006, die ihn zu einem der kälteren Winter der jüngeren Vergangenheit machte. Im Februar und besonders im März 2006 kam es zu einer extremen Kältewelle, die durch ein stabiles Hochdruckgebiet über Skandinavien und kalte Ostwinde aus Sibirien verursacht wurde. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sanken die Temperaturen teilweise auf unter -20 °C. Der März 2006 war in vielen Regionen der kälteste seit Jahrzehnten. In Deutschland lag die Durchschnittstemperatur in einigen Regionen um 3–4 °C unter dem langjährigen Mittel.
Der Winter 2005/2006 war in Mitteleuropa durch seine späte, aber sehr intensive Kältewelle im März bemerkenswert und gehört zu den kälteren Wintern der letzten Jahrzehnte. Im Vergleich zu extremen Wintern wie 1962/1963 war er weniger durchgehend kalt, aber die Schneemengen und die März-Kälte machten ihn in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz lokal ähnlich beeindruckend. Gegenüber den milderen Wintern der 2000er-Jahre sticht er klar heraus, bleibt aber hinter den extremsten Wintern des 20. Jahrhunderts zurück.

- 2006/07: Extrem milder Winter. Der Winter 2006/2007 war in Mitteleuropa außergewöhnlich mild und gilt als einer der wärmsten Winter in der jüngeren Geschichte. Die Durchschnittstemperaturen lagen deutlich über dem langjährigen Mittel. In vielen Regionen Mitteleuropas, einschließlich Deutschland, Österreich und der Schweiz, waren die Temperaturen im Januar 2007 teilweise 5–7 °C höher als der Durchschnitt. Beispielsweise verzeichnete Deutschland eine Anomalie von +6,5 °C im Vergleich zum Referenzzeitraum 1961–1990.
Niederschlag: Der Winter war nicht nur mild, sondern auch nass. Es gab häufig Regen statt Schnee, selbst in höheren Lagen, was zu einem deutlichen Schneemangel in den Alpen und Mittelgebirgen führte.
Vegetation: Aufgrund der hohen Temperaturen begann die Vegetation ungewöhnlich früh. In vielen Regionen blühten Pflanzen bereits im Januar, und die Landwirtschaft war von einem frühen Vegetationsstart betroffen.
Wetterereignisse: Der Winter wurde von starken atlantischen Tiefdrucksystemen geprägt, die milde und feuchte Luftmassen nach Mitteleuropa brachten. Besonders der Sturm „Kyrill“ im Januar 2007 war ein markantes Ereignis, das schwere Schäden verursachte.
Vergleich mit anderen Wintern:-
Winter 1989/1990: Ebenfalls sehr mild, aber weniger extrem als 2006/2007. Die Temperaturanomalien waren geringer, und es gab mehr Schneefälle in höheren Lagen.
-
Winter 2019/2020: Dieser Winter war in vielen Regionen ebenfalls extrem mild, kommt jedoch nicht ganz an den Winter 2006/2007 heran. Er war zudem auch trockener als 2006/2007.
-
Winter 1974/1975: Ein weiterer milder Winter, aber mit mehr regionalen Unterschieden und kälteren Phasen als 2006/2007.
-
- 2008/09 bis 2012/13 (mehrere kalte und schneereiche Winter): Die Winter 2008/09 bis 2012/13 bilden eine seltene Abfolge von kalten und schneereichen Wintern in Mitteleuropa. Sie waren kälter und schneereicher als die meisten Winter der 1990er und 2000er, aber deutlich milder als historische Extremwinter wie 1708/09, 1740 oder 1962/63. Die Serie hatte spürbare Auswirkungen auf Verkehr, Energieverbrauch und Tourismus, ohne jedoch die gesellschaftlichen Krisen früherer Jahrhunderte auszulösen. Sie bleibt ein interessantes Beispiel für die Variabilität des Klimas im Kontext der globalen Erwärmung.
Die Häufung wird auf eine negative NAO-Phase zurückgeführt, die kalte Ostwinde und meridionale Zirkulationen begünstigte. Zudem spielte die Arktische Oszillation (AO) eine Rolle, die in dieser Periode oft negativ war und kalte Luft nach Süden lenkte. Die Winter waren nicht nur kalt, sondern auch schneereich, was in tieferen Lagen Mitteleuropas (z. B. Norddeutsches Tiefland) selten ist. Im Dezember 2010 und März 2013 wurden oft 30 bis 50 cm Schnee in Nordostdeutschland gemessen. Dies lag an feuchten Luftmassen, die mit den kalten Ostwinden kollidierten und starke Schneefälle auslösten. Diese Jahre fielen in ein solares Minimum (24. Zyklus), das möglicherweise die globale Abkühlung verstärkte, obwohl der Effekt auf regionale Winter begrenzt ist. - 2010 (Dezember): Extrem viel Schnee und Nord- und Ostdeutschland. Die Schneehöhe von 50 cm im Tiefland Nordostdeutschlands im Dezember 2010 war historisch gesehen ein sehr seltenes Ereignis, vergleichbar mit den extremsten Wintern des 20. Jahrhunderts wie 1962/63 (40–50 cm) und 1978/79 (40–60 cm). Im Vergleich zu den Jahrtausendwintern 1708/09 und 1740 war 2010 schneereicher im Tiefland, aber weniger kalt. Innerhalb der Serie 2008/09–2012/13 war 2010 ein Höhepunkt, der die anderen Winter in Bezug auf Schneehöhe im Tiefland übertraf.

- 2013 (Mai/Juni): Jahrhundert-Hochwasser. Ende Mai bis Anfang Juni 2013 ereignete sich ein extremes Hochwasser in Mitteleuropa, besonders in Deutschland, Österreich, Tschechien und der Schweiz. Starke Regenfälle führten zu Rekordpegelständen an Flüssen wie Elbe, Donau und Inn. Passau stand unter Wasser, und in Deutschland wurde in 55 Landkreisen Katastrophenalarm ausgelöst. Es war das schwerste Hochwasser seit 2002, mit geschätzten Schäden von über 12 Milliarden Euro. Die Regenmengen waren durch eine blockierte Wetterlage (negativer Nordatlantik-Oszillationsindex) extrem.
- 2017 (April): Extremer Spätfrost in Mitteleuropa. Um den 19.–21. April zog eine Kaltfront über Mitteleuropa, die Tagestemperaturen von teils über 20 °C auf Nachtwerte zwischen -2 °C und -8 °C absinken ließ. Besonders betroffen waren Deutschland, Frankreich, Österreich, die Schweiz und Norditalien.
Die Spätfröste von 2017 gelten als eine der schlimmsten Frostkatastrophen für die Landwirtschaft in Mitteleuropa seit Jahrzehnten. In Deutschland wurden in einigen Regionen (z. B. Pfalz, Baden, Franken) bis zu 80–100 % der Wein- und Obsternte zerstört. Besonders betroffen waren Rebsorten wie Riesling und Spätburgunder sowie Obstkulturen wie Äpfel und Kirschen. In Frankreich (z. B. Bordeaux, Champagne) wurden historische Ernteverluste verzeichnet, was zu einem Anstieg der Weinpreise führte.
Die Intensität und das Ausmaß der Schäden machten 2017 besonders bemerkenswert. Der Frost traf viele Regionen in einer kritischen Phase der Vegetation (Blüte oder Austrieb), und die Kälte war ungewöhnlich stark und langanhaltend. Zudem war der Kontrast zwischen den warmen Tagen zuvor und den plötzlichen Frosttagen extrem, was die Schäden verstärkte.
Bereits 2016 gab es im April Spätfröste, aber nicht so extrem wie 2017. In beiden Fällen begann die Vegetationsentwicklung nach milden Wintern und mildem Frühlingsbeginn vorzeitig. Die Spätfröste 2017 waren noch deutlich schwerwiegender als 2016, sowohl in Bezug auf die Intensität der Kälte als auch auf die wirtschaftlichen Schäden. 2017 wird oft als „Jahrhundertfrost“ bezeichnet, da die Schäden in einigen Regionen historisch waren. - 2018 (Februar/März): „The Beast from the East“. Der Kaltluftvorstoß im Februar und März 2018, bekannt als „The Beast from the East“, war ein außergewöhnliches Wetterereignis. Eine starke Kaltluftmasse aus Sibirien, verstärkt durch ein stabiles Hochdruckgebiet über Skandinavien, brachte extrem niedrige Temperaturen nach Mittel- und Westeuropa. Selbst Regionen wie Großbritannien, Frankreich und Südeuropa, die normalerweise mildere Winter haben, waren betroffen. Temperaturen fielen teilweise auf Werte, die seit Jahrzehnten nicht mehr erreicht wurden.
Das Ereignis wurde durch eine sogenannte „Sudden Stratospheric Warming“ (plötzliche Stratosphärenerwärmung) ausgelöst, die den Polarwirbel schwächte und kalte Luftmassen nach Süden lenkte. Solche Ereignisse sind relativ selten und führen oft zu extremen Wetterlagen.
Der Kaltluftvorstoß brachte starke Schneefälle, Verkehrschaos, Schließungen von Schulen und Unternehmen sowie zahlreiche Todesfälle durch die Kälte. In Großbritannien wurde ein „Red Weather Warning“ ausgegeben, was sehr selten ist. In Osteuropa waren die Bedingungen noch extremer, mit Temperaturen teilweise unter -20 °C.
Kurz nach dem ersten Kaltluftvorstoß traf der Sturm „Emma“ auf die kalte Luft, was zu heftigen Schneestürmen und Blizzard-Bedingungen in Teilen Westeuropas führte, insbesondere in Irland und Großbritannien. Das Ereignis fand Ende Februar bis Anfang März statt, was für so extreme Kälte ungewöhnlich spät in der Wintersaison ist. Viele Regionen hatten bereits mit dem Frühling gerechnet. - 2018: Außergewöhnlich heißer und trockener Sommer in Deutschland, er war einer der extremsten Hitzesommer, nur knapp hinter 2003 (Hitze) und 2022 (europaweite Intensität). Seine Trockenheit war nahezu beispiellos, vergleichbar nur mit 1540 (historisch) und 2022 (modern). Die langanhaltende Dürre von April bis Oktober und die weitreichenden ökologischen und wirtschaftlichen Folgen machen 2018 zu einem „Jahrhundertsommer“.
Der Sommer 2018 war der zweitwärmste in Deutschland seit 1881 (Durchschnittstemperatur ca. 19,3 °C, etwa 1,5 °C über dem langjährigen Mittel). Es gab 75 Sommertage (≥25 °C) und über 20 Hitzetage (≥30 °C), beides Rekordwerte. In einigen Regionen (z. B. Hamburg, Berlin) waren die Temperaturen vergleichbar mit südeuropäischen Städten wie Bordeaux oder Nizza.
Niederschläge: Mit nur 263 Litern pro Quadratmeter (April–September) war 2018 einer der trockensten Sommer, nur 1911 war trockener (249 l/m²). In Norddeutschland begann die Dürre bereits im April, während Süddeutschland teilweise von Gewittern profitierte. Bis Oktober herrschte in 70 % Deutschlands extreme Trockenheit, besonders in tieferen Bodenschichten.
Auswirkungen: Massive Ernteausfälle (z. B. Getreide, Raps), Waldbrände, historische Niedrigwasserstände (Rhein, Elbe), Lieferengpässe in der Binnenschifffahrt und etwa 8.700 hitzebedingte Todesfälle in Deutschland. Bäume litten unter Trockenstress, was die Borkenkäferplage verschärfte.
Der Sommer 2018 begann bereits im April mit Rekordtemperaturen und erstreckte sich bis in den Herbst. Ein stabiles Hochdruckgebiet (Omegahoch) und ein geschwächter Jetstream führten zu langanhaltender Hitze und Trockenheit.
Vergleich mit anderen Hitzesommern:
Hitze (Deutschland): 2003 (19,6 °C) > 2019 (19,7 °C) > 2018 (19,3 °C) > 2022 (19,2 °C). 1540 ist nicht exakt vergleichbar, war aber vermutlich ähnlich extrem oder noch heißer.
Trockenheit (Deutschland): 2018 ≈ 2022 (263 bzw. 104 l/m², aber 2022 kürzer) > 2003 > 2019. 1540 war vermutlich die extremste Dürre.
Auswirkungen: 2003 hatte europaweit die schwersten Folgen (Todeszahlen, Gletscherverluste). 2018 und 2022 waren in Deutschland vergleichbar extrem (Niedrigwasser, Ernteausfälle). 2019 war weniger intensiv. 1540 hatte die schlimmsten historischen Folgen (Hungersnöte).
Meteorologische Besonderheiten: 2018 und 2022 zeichneten sich durch langanhaltende Hochdrucklagen und geschwächte Jetstreams aus. 2003 war durch eine extreme Hitzeperiode geprägt,
Beim Jahrtausendsommer 1540 gab es keine exakten Messungen, aber Berichte deuten auf extreme Hitze hin, vergleichbar oder heißer als 2003. Zeitzeugen berichteten von Temperaturen, die Ernten verdorren ließen. Zudem war es extrem trocken, mit elf Monaten fast ohne Niederschlag. Flüsse wie Rhein und Elbe waren zu Fuß passierbar, was 2018 nicht der Fall war. Dazu massive Ernteausfälle, Hungersnöte, Wald- und Buschbrände. Die Dürre war so extrem, dass 1540 als „Jahrtausendsommer“ gilt.

- 2019: Hitzesommer. Der Sommer 2019 war der drittwärmste seit 1881, nur knapp hinter 2018 (19,3 °C) und 2003 (19,67 °C). Er stach durch neue Temperaturrekorde und extreme Hitzewellen heraus, war aber weniger trocken als 2018 und 2003. Im historischen Vergleich war 1540 katastrophaler, während 1947 bei Sonneneinstrahlung 2019 übertraf.
- 2019/2020: Extrem milder Winter. Der Winter 2019/2020 in Mitteleuropa war außergewöhnlich mild und gehört zu den wärmsten Wintern in der meteorologischen Geschichte der Region. Der Winter 2019/2020 war geprägt von deutlich überdurchschnittlichen Temperaturen. In vielen Teilen Mitteleuropas (Deutschland, Österreich, Schweiz, etc.) lagen die Durchschnittstemperaturen 2 bis 3 °C über dem langjährigen Mittel (z. B. 1961–1990).
In Deutschland war der Winter 2019/2020 der zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1881, mit einer Durchschnittstemperatur von etwa 3,4 °C (nur der Winter 2006/2007 war wärmer mit 4,4 °C).
Es gab kaum anhaltende Kälteperioden. Frosttage waren selten, und Schneefall blieb in tieferen Lagen weitgehend aus.
Vergleich mit historischen Wintern:-
Winter 1974/1975: Ein sehr milder Winter im 20. Jahrhundert, mit Temperaturen, die regional etwa 1–2 °C über dem Durchschnitt lagen. Im Vergleich dazu war 2019/2020 noch wärmer.
- Winter 2006/2007: Der bisher wärmste Winter in Deutschland (ca. 4,4 °C). Der Winter 2019/2020 war nur geringfügig kälter, liegt aber in derselben Kategorie extremer Wärme.
- Winter 1795/1796: Einer der mildesten Winter des 18. Jahrhunderts in Mitteleuropa, mit kaum Frost und wenig Schnee. Die damaligen Temperaturen waren jedoch vermutlich kälter als 2019/2020, da die globale Erwärmung noch keine Rolle spielte.
-
- 2020 (November): Anfang November erreicht tropische Meeresluft (Luftmasse mT) Europa (extrem seltenes Ereignis).
Deutschland: In Rheinfelden (Baden-Württemberg) wurden am 2. November 26,0 °C gemessen – einer der wärmsten Novembertage überhaupt in Deutschland. Schweiz: Genf meldete 23,9 °C, was für Anfang November extrem hoch ist. Österreich: In Teilen Kärntens und der Südsteiermark wurde die 25 °C-Marke erreicht – ebenfalls rekordverdächtig. Frankreich: Temperaturen bis zu 29 °C in Teilen Südwestfrankreichs. Polen und Tschechien: Örtlich über 20 °C, ungewöhnlich für Anfang November.
- 2020/2021: Extreme Kälte in Spanien. Dieser Winter wurde durch das Sturmtief „Filomena“ geprägt, das außergewöhnlich kalte Temperaturwerte und heftige Schneefälle brachte. Am 6. Januar 2021 wurde in der Station Clot del Tuc de la Llança (Pyrenäen) eine Temperatur von -34,1 °C gemessen, die als die niedrigste je in Spanien aufgezeichnete Temperatur gilt. Am 7. Januar 2021 wurde in Vega de Liordes (Picos de Europa) sogar -35,6 °C gemessen, allerdings ist dies kein offizieller Rekord des staatlichen Wetterdienstes AEMET. Am 12. Januar 2021 sanken die Temperaturen in der Region des sogenannten „Kältedreiecks“ (Teruel, Molina de Aragón, Calamocha) auf Werte wie -25,4 °C in Bello und -21 °C in Calamocha und Teruel.
Filomena brachte massive Schneefälle, die weite Teile Spaniens, einschließlich der Hauptstadt Madrid, lahmlegten. In Madrid fielen am 9. Januar 2021 bis zu 20 cm Schnee, und die Temperaturen sanken in der folgenden Nacht auf bis zu -12 °C. Dies war der schwerste Schneefall in Madrid seit Jahrzehnten. Das Kältedreieck in Zentralspanien, bekannt für extreme Winterkälte, erlebte Temperaturen, die seit mindestens 20 Jahren nicht mehr erreicht wurden.
Der Winter 2020/2021 war aufgrund des Sturmtiefs Filomena der extremste in Spanien seit Jahrzehnten. Er brachte rekordverdächtige Tiefsttemperaturen (z. B. -34,1 °C) und starke Schneefälle sowohl in Bergregionen als auch in städtischen Gebieten. Im Vergleich zu anderen kalten Wintern wie 1956 war er flächendeckender und störender und betraf dicht besiedelte Regionen. Die Winter 2009/2010, 2010/2011 und 2018 waren kälter als der Durchschnitt, aber weniger extrem, mit weniger tiefen Temperaturen und weniger einschneidendem Schnee. Filomenas Kombination aus intensiver Kälte, starkem Schneefall und weitreichender geografischer Auswirkung macht ihn zu einem einzigartig erinnerungswürdigen Ereignis in der jüngeren Klimageschichte Spaniens. - 2021 (Mai): Schneefall in Berlin am Vormittag des 07. Mai (ohne Schneedecke). Schneefall in Berlin im Mai ist sehr selten, zuletzt 1982, 1970, 1953, 1928, 1902. Trat während der Kleinen Eiszeit nach den gehäuft strengen Wintern jedoch öfter auf. Zuvor war der April 2021 recht kalt und die Baumbelaubung fand rund zwei bis drei Wochen später als durchschnittlich statt.
Schneefall in Berlin-Zehlendorf am 07. Mai 2021
- 2021 (Juli): Jahrhunderhochwasser im Ahrtal: Das Ahrtal-Hochwasser im Juli 2021 wurde durch das Tiefdruckgebiet „Bernd“ verursacht, das extreme Regenmengen brachte. Innerhalb von 24 Stunden fielen in Teilen des Ahrtals 100 bis 150 Liter Regen pro Quadratmeter, teilweise in nur 10 bis 18 Stunden. Diese Niederschläge übertrafen historische Rekorde und führten zu extremen Pegelständen, die alle bisherigen Hochwasser im Ahrtal um ein Vielfaches überstiegen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sprach von einem „Jahrhundertereignis“, das etwa alle 100 Jahre erwartet wird.
Im Vergleich: Das Magdalenenhochwasser 1342 betraf weite Teile Mitteleuropas (Rhein, Donau, Elbe, Moldau, etc.) und war ein kontinentales Ereignis mit einem geschätzten Wiederkehrwert von 10.000 Jahren. Das Ahrtal-Hochwasser war regional begrenzter, hauptsächlich auf Westdeutschland (Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen) fokussiert, und gilt als Jahrhundertereignis (ca. 100 Jahre).
- 2022 Hitzesommer: Der Sommer 2022 war in Mitteleuropa der heißeste seit 1881 und gehört zu den heißesten der letzten 2000 Jahre. Er übertrifft moderne Sommer wie 2003 und 2018 minimal in der Hitze und ist deutlich heißer als Sommer im Mittelalterlichen Klimaoptimum oder der Kleinen Eiszeit (außer 1540). Die Trockenheit war extrem, aber nicht so anhaltend wie 1540.
Der Sommer 2022 zeichnete sich durch extreme Hitzewellen, Temperaturen über 40 °C in mehreren Regionen und eine ausgeprägte Dürre aus, die zu Waldbränden, Ernteverlusten und Niedrigwasser führte. In Deutschland war 2022 einer der vier wärmsten Sommer seit 1881, mit Temperaturen von bis zu 40 °C (z. B. in Barsinghausen-Hohenbostel) und einer Rekordsonneneinstrahlung von 790 Stunden im Mittel.
- 2024 (Januar): Extreme Kältewelle Skandinavien. Im Januar 2024 erlebte Oslo eine extreme Kältewelle, bei der ein neuer Temperaturrekord aufgestellt wurde. In Bjørnholt, im Norden der Stadt, wurde in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar 2024 eine Temperatur von -31,1 °C gemessen. Dies war die niedrigste Temperatur in Oslo seit Beginn der Aufzeichnungen, also seit über 150 Jahren. Im Stadtzentrum von Oslo sanken die Temperaturen in derselben Nacht auf bis zu -21,5 °C. Diese Kältewelle betraf nicht nur Oslo, sondern auch andere Teile Nordeuropas, wie Nordschweden, wo ebenfalls extreme Minusgrade verzeichnet wurden. Die extreme Kälte führte zu erheblichen Herausforderungen, insbesondere für den öffentlichen Nahverkehr. Beispielsweise waren die Batterien von elektrischen Stadtbussen in Oslo bei diesen Temperaturen nicht funktionsfähig, weshalb sie durch Dieselbusse ersetzt werden mussten. Zudem gab es Berichte über beeindruckende Naturphänomene wie arktische Seerauchbildung im Hafen von Oslo aufgrund der extremen Kälte.
- 2024: Wärmstes Jahr und Frühjahr in Deutschland seit Beginn der Messungen, mit einer Mitteltemperatur von 10,9 °C. Der März 2024 war der wärmste seit 2017. Die Blüte der Forsythie begann rund vier Wochen früher, die Baumbelaubung fand rund zwei bis drei Wochen früher als durchschnittlich statt.
Die gemittelten Jahresmitteltemperaturen für Paris, Berlin, Warschau, Kopenhagen, Wien, Zugspitze und Brocken ergaben einen Wert von 9,1°C, im Vergleich zu 5,9°C im kältesten Jahr 1940. - 2025 (März): Niedrigste maximale Wintereis-Ausdehnung in der Arktis seit mindestens 45 Jahren. (Max- und Min-Eis-Ausdehnung letzte Jahrzehnte)
- 2025 (Mai): Extremer Spätfrost in den östlichen Mittelgebirgen. Rekordverdächtiger Nachtfrost bis minus 10 Grad.
Analyse und Muster
- Hitzewellen und Dürren: Extreme Sommer wie 1540, 1911, 2003 und 2018 zeigen, dass Hitzewellen oft mit stabilen Hochdrucklagen (Omegalagen) verbunden sind, die Niederschläge verhindern. Die Dürre von 1540 bleibt das extremste Ereignis, sowohl in Dauer als auch in Auswirkung.
- Kalte Winter: Die Kleine Eiszeit (ca. 1300–1850) brachte häufig strenge Winter, wie 1607/08, 1708/09, 1739/40, 1829/30 und im Jahrtausend zuvor 763/64. Solche Ereignisse führten oft zu Hungersnöten, da Ernten durch Frost zerstört wurden.
- Schneefälle: Außergewöhnliche Schneehöhen, wie 1988 am Großen Arber und 2010/2013 im Nordostdeutschland sind typisch für Winter mit starken Kaltlufteinbrüchen und hoher Niederschlagsaktivität. Solche Ereignisse sind zwar regional begrenzt, aber von großer lokaler Bedeutung.
- Sturmfluten: Die Nordseeküste war über Jahrhunderte von verheerenden Sturmfluten betroffen (z. B. 1164, 1219, 1570), die durch fehlenden Küstenschutz und den steigenden Meeresspiegel verschärft wurden.
- Klimawandel: Seit dem 19. Jahrhundert zeigt sich eine Zunahme warmer Jahre, besonders seit den 1990er Jahren. Ereignisse wie 2003, 2018 und 2022 könnten Vorboten eines sich verändernden Klimas sein.
Was waren die kältesten Winter der letzten Jahrhunderte?
Beschreibung jeweils weiter oben in der chronologischen Auflistung. Die Reihenfole kann nicht als absolut angesehen werden, da sie ein Durchschnitt von Mitteleuropa sind und frühere Jahre nicht mit Temperaturmessungen unterlegt sind, sondern die Auswirkungen indirekt dokumentiert wurden. Mehr dazu auch zur eigenen Recherche mit zahlreichen Links im Artikel: Die kältestens Winter in Mitteleuropa der letzten 2000 Jahre.
- 1739/40
- 1708/09
- 535/536
- 763/64
- 1607/08
- 1322/23
Was waren die heißesten Sommer der letzten Jahrhunderte?
Beschreibung jeweils weiter oben in der chronologischen Auflistung. Die Reihenfole kann nicht als absolut angesehen werden, da sie ein Durchschnitt von Mitteleuropa sind und frühere Jahre nicht mit Temperaturmessungen unterlegt sind, sondern die Auswirkungen indirekt dokumentiert wurden.
- 1540
- 2022
- 2003
- 2018
- 1757
- 246
Über die heißesten Sommer und strengsten Winter der letzten 2000 Jahre (so weit überliefert) haben wir nun ausführlich gesprochen. Jetzt fehlen noch die mildesten Winter und kältesten Sommer in der Übersicht, sie tauchen ebenfalls weiter oben in der chronologischen Übersicht auf.
Was waren die mildesten Winter der letzten Jahrhunderte?
Der mildeste Winter in Mitteleuropa der letzten 2000 Jahre wird häufig als der Winter 1185/86 angesehen, basierend auf historischen Chroniken und vor allem aufgrund von phänologischen Beobachtungen.
Chroniken, insbesondere aus der Schweiz, berichten von außergewöhnlicher Milde. Im Januar blühten Bäume, im Februar wuchsen haselnussgroße Äpfel, im Mai wurde Getreide geerntet, und im August gab es bereits Wein – ein extrem ungewöhnliches phänologisches Ereignis. Temperaturen wurden nicht gemessen, aber solche Beobachtungen deuten auf ein Jahreszeitenmittel von möglicherweise +5 bis +6 °C über dem Mittel der Kleinen Eiszeit hin (ca. 0 °C für den Winter). Dieser Winter fiel in das Mittelalterliche Klimaoptimum (ca. 950–1250), eine Phase mit generell wärmeren Temperaturen, die Landwirtschaft und Weinbau in höheren Breiten begünstigte.
Vergleich mit anderen milden Wintern
- Winter 1072/73: Ebenfalls sehr mild, mit Berichten von ausgetriebenen Bäumen zu Neujahr und Vögeln, die im Februar Junge hatten. Er war ähnlich warm wie 1185/86, aber die phänologischen Berichte sind weniger detailliert.
- Winter 1529/30: In der Schweiz wurden Kirschenernten im Dezember und blühendes Getreide im Januar dokumentiert. Dieser Winter war extrem mild, aber die Berichte deuten darauf hin, dass 1185/86 noch außergewöhnlicher war.
- Winter 2006/07: Mit +4,4 °C der mildeste Winter in Deutschland seit Beginn der Messungen (1881). Er war durch stürmische Westlagen geprägt (z. B. Orkan Kyrill) und hatte kaum Frosttage. Im historischen Vergleich war 1185/86 sehr wahrscheinlich noch milder, da die phänologischen Anomalien (z. B. Baumblüte im Winter) extremer waren als die modernen Beobachtungen von 2006/07.
- Winter 1989/90: Mit +4,1 °C der zweitwärmste seit 1881, ebenfalls ohne nennenswerte Frosttage. Er war milder als die meisten historischen Winter, aber 1185/86 übertrifft ihn in den Chroniken durch die extremen phänologischen Ereignisse.
Der Winter 1185/86 gilt aufgrund der extremen phänologischen Berichte als der mildeste in Mitteleuropa der letzten 2000 Jahre. Während moderne Winter wie 2006/07 (+4,4 °C) und 1989/90 (+4,1 °C) die wärmsten gemessenen sind, deuten die historischen Beschreibungen von 1185/86, 1072/73 oder 1529/30 auf eine noch ungewöhnlichere Milde hin, die in einem kälteren Klimakontext (Mittelalterliches Klimaoptimum) stattfand. Solche Ereignisse waren oft durch starke West- bis Südwestlagen und fehlende Kaltlufteinbrüche aus Nord bis Ost bedingt, was auch moderne milde Winter prägt.
Was waren die kältestens Sommer der letzten Jahrhunderte?
Die kältesten und nassesten Sommer in Mitteleuropa der letzten 2000 Jahre hatten oft erhebliche Auswirkungen, insbesondere durch Ernteausfälle und Hungersnöte. Im Folgenden liste ich die markantesten Beispiele auf.
Kälteste Sommer in Mitteleuropa
-
Sommer 536 (Spätantike Kleine Eiszeit)
-
Beschreibung: Der Sommer 536 gilt als einer der kältesten in den letzten 2000 Jahren, ausgelöst durch einen massiven Vulkanausbruch (möglicherweise in Island oder Nordamerika), der Aerosole in die Atmosphäre schleuderte und die Sonneneinstrahlung blockierte. Chroniken berichten von einem „verhüllten Himmel“, Schnee im Sommer in Südeuropa, und Temperaturen, die 1,5–2,5 °C unter dem damaligen Mittel lagen. In Mitteleuropa (z. B. Schweiz, Süddeutschland) wurden Ernteausfälle dokumentiert, die eine Hungersnot einleiteten.
-
Auswirkungen: Diese Kältephase leitete die Spätantike Kleine Eiszeit (ca. 536–660) ein, die mit weiteren Vulkanausbrüchen (z. B. 540, 547) verstärkt wurde.
-
-
Sommer 1315 (Große Hungersnot)
-
Beschreibung: Der Sommer 1315 war extrem kalt und nass, mit Temperaturen, die etwa 1–2 °C unter dem Mittel der Kleinen Eiszeit lagen. Anhaltende Regenfälle führten zu Überschwemmungen, und die Kälte verzögerte das Pflanzenwachstum. In Chroniken wird von „ewigem Regen“ und Frost im Juni berichtet.
-
Auswirkungen: Dieser Sommer war Teil einer Serie kalter, nasser Jahre (1315–1321), die die Große Hungersnot auslösten. Ernteausfälle führten zu Millionen Toten in Europa.
-
-
Sommer 1816 („Jahr ohne Sommer“)
-
Beschreibung: Der Sommer 1816 war der kälteste der modernen Ära, mit Temperaturen in Mitteleuropa etwa 2–3 °C unter dem Mittel (ca. 13 °C statt 16 °C). Der Ausbruch des Vulkans Tambora (1815) in Indonesien verursachte eine globale Abkühlung durch Aerosole. In Deutschland schneite es im Juni (z. B. Bayern), und es gab Frost im Juli.
-
Auswirkungen: Ernteausfälle führten zu Hungersnöten, besonders in Süddeutschland und der Schweiz. Brotpreise verdreifachten sich, und es kam zu sozialen Unruhen.
-
Einordnung im Vergleich zu anderen Sommern
-
Kälteste Sommer im Vergleich: 536 war der extremste durch die vulkanische Abkühlung, gefolgt von 1816 (ebenfalls vulkanisch bedingt) und 1315 (klimatische Instabilität am Übergang zur Kleinen Eiszeit). Sommer wie 1675 (ebenfalls kalt, ca. −1,5 °C unter dem Mittel) oder 1725 waren ebenfalls kühl, aber weniger extrem dokumentiert.
-
Nasseste Sommer im Vergleich: 1315 und 1342 waren historische Höhepunkte in Bezug auf Niederschlag und Überschwemmungen. 2013 zeigt, dass solche Ereignisse auch in der Moderne auftreten können, oft durch ähnliche Wetterlagen (Vb-Lagen). Sommer wie 1529 (ebenfalls nass, mit Überschwemmungen in Süddeutschland) oder 1768 waren ebenfalls nass, aber weniger verheerend.
-
Kombination von Kälte und Nässe: 1315 sticht heraus, da Kälte und Nässe kombiniert die schlimmsten Auswirkungen hatten. 1816 war kälter, aber weniger nass, während 1342 extrem nass, aber nicht so kalt war.
Der Sommer 536 war der kälteste aufgrund vulkanischer Einflüsse, gefolgt von 1816 und 1315, die beide katastrophale Folgen hatten. Der nasseste Sommer war 1315, dicht gefolgt von 1342, mit 2013 als modernem Vergleich. Diese Sommer zeigen, wie stark klimatische Anomalien (Vulkanismus, Wetterlagen) das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen können, mit oft verheerenden Folgen für die Landwirtschaft und Gesellschaft.
Quellenkritik
- Historische Chroniken (z. B. 1540) können übertreiben oder subjektiv sein, aber die Konsistenz über viele Quellen hinweg (mehr als 300 für 1540) erhöht die Glaubwürdigkeit.
- Dendrochronologie (Baumringe) liefert widersprüchliche Ergebnisse für 1540, da Hitzestress das Baumwachstum stoppen kann, was die Rekonstruktion erschwert.
- Moderne Messungen (ab 1761) sind zuverlässiger, aber regionale Unterschiede können die Interpretation beeinflussen.
Fazit
Die Wettergeschichte Mitteleuropas zeigt eine Abfolge von extremen Ereignissen, die oft mit klimatischen Schwankungen wie dem Mittelalterlichen Klimaoptimum oder der Kleinen Eiszeit zusammenhängen. Der Sommer 1540 sticht als die schwerste Hitzewelle und Dürre heraus, während kalte Winter wie 1739/40 und 1962/63 sowie regionale Schneerekorde wie 1988, 2010 oder 2013 die Variabilität des Klimas verdeutlichen. Derzeit bewegen wir uns in einer wärmeren Zeit nach der Kleinen Eiszeit mit insgesamt ansteigender Welt-Durchschnitts-Temperatur. Daher sind warme Sommer und milde Winter zunächst einmal auch in Mitteleuropa wahrscheinlicher. Allerdings zeigt diese Auflistung, dass jederzeit auch ein (überraschend) kalter Sommer oder strenger Winter möglich ist. Die Serie von mäßig kalten Wintern 2008/09 bis 2012/13 hat uns dies vor Augen geführt. Nach 2012/13 gab es eine Reihe von milden Wintern, daher ist (Stand 2025) es nur eine Frage der Zeit, bis uns auch in Mitteleuropa wieder ein grimmiger Winter oder verregnet-kühler Sommer heimsucht.
Auch wenn 2000 Jahre für uns ein sehr langer Zeitraum erscheinen, ist es erdgeschichtlich nicht einmal ein Wimpernschlag. Historisch betrachtet war die Erde übrigens die meiste Zeit (fast) eisfrei und das andere Extrem war „kurzzeitig“ eine komplette Vereisung, hier mehr zur „Schneeball-Erde„.
Grundsätzlich wird das Klima der Erde von mehreren Faktoren beeinflusst:
- Sonnenstrahlung: Die Intensität und Verteilung der Sonneneinstrahlung (z. B. durch Erdachse, Umlaufbahn, Sonnenzyklen) bestimmen die Energie, die das Klimasystem antreibt.
- Atmosphärische Zusammensetzung: Treibhausgase wie CO₂, Methan und Wasserdampf speichern Wärme (Treibhauseffekt). Aerosole und Schadstoffe können die Strahlung reflektieren oder absorbieren.
- Ozeanzirkulation: Meeresströmungen wie der Golfstrom verteilen Wärme und Feuchtigkeit global, z. B. mildern sie das Klima in Westeuropa.
- Landoberfläche: Albedo (Reflexionsvermögen) von Eis, Wäldern oder Wüsten beeinflusst die Wärmeaufnahme. Entwaldung oder Urbanisierung verändern das lokale Klima.
- Vulkanismus: Vulkanausbrüche schleudern Partikel in die Atmosphäre, die kurzfristig (Monate oder wenige Jahre) abkühlen können (z. B. durch Schwefeldioxid).
- Menschliche Aktivität: Verbrennung fossiler Brennstoffe, Abholzung, Landwirtschaft und Industrie erhöhen Treibhausgase und verändern Landnutzung. Vor allem der Anteil dieses Faktors ist derzeit Bestandteil der häufigen Diskussionen („menschengemachter Klimawandel“).
- Natürliche Schwankungen: Phänomene wie El Niño/La Niña (ENSO) oder die Nordatlantische Oszillation (NAO) beeinflussen regionale Klimamuster.
- Aus sehr langfristiger Sicht hat die Lage der Kontinente einen erheblichen Einfluss auf das Klima der Erde, vor allem über Zeiträume von Millionen Jahren. Hier die gesamte Klimahistorie der Erde mit Schwerpunkt auf den Grad der Vereisung der Erde.
Die genannten Faktoren interagieren komplex und wirken auf unterschiedlichen Zeitskalen, von Jahrzehnten bis Jahrtausenden. Ein größerer Vulkanausbruch oder eine Abschwächung des Golfstromes können beispielsweise für deutlich kältere Jahre in Europa sorgen. Die kältesten Sommer in der obigen Auflistung waren fast immer Folge von größeren Vulkaneruptionen.