Historie des Riesen- und Altvatergebirges: Extremes Wetter und Schnee

Das Riesengebirge (tschechisch Krkonoše, polnisch Karkonosze) und das Altvatergebirge (tschechisch Jeseníky) gehören zu den markantesten Gebirgen Mitteleuropas. Beide sind Teil der Sudeten und liegen an der Grenze zwischen Tschechien und Polen bzw. in Tschechien. Sie sind bekannt für ihre beeindruckende Natur, ihre kulturelle Bedeutung und ihr raues Klima, das extremes Wetter und ausgedehnte Schneedecken mit sich bringt. Dieser Artikel beleuchtet die Historie dieser Gebirge, fokussiert auf das extreme Wetter, die Schneedecken, die Schneesicherheit und die einzigartigen Schneegruben im Riesengebirge.

Historischer Überblick

Das Riesengebirge

Das Riesengebirge, oft auch als „Schneegebirge“ bezeichnet, erstreckt sich über etwa 40 Kilometer entlang der Grenze zwischen Tschechien und Polen. Mit der Schneekoppe (Sněžka, 1.603 m) als höchstem Gipfel ist es das höchste Gebirge Tschechiens und Schlesiens. Schon im Mittelalter war das Gebirge bekannt für seine rauen Wetterbedingungen, was ihm den Namen „Riesengebirge“ einbrachte – abgeleitet von den riesigen Schneemengen und der imposanten Landschaft. Der mythische Berggeist Rübezahl, eine zentrale Figur der regionalen Sagen, prägt bis heute die kulturelle Identität.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Riesengebirge zu einem beliebten Ziel für Künstler und Wanderer, darunter Johann Wolfgang Goethe und Caspar David Friedrich, die von der wilden Natur inspiriert wurden. Die Gründung von Bergvereinen wie dem Deutschen und Österreichischen Riesengebirgsverein Ende des 19. Jahrhunderts förderte den Bau von Wanderwegen und Hütten (sogenannte „Bauden“), die das Gebirge touristisch erschlossen. Der Naturschutz begann früh: 1904 ließ Johann Nepomuk von Harrach 60 Hektar im Elbgrund zum Naturschutzgebiet erklären, ein Vorläufer des heutigen Krkonoše/Karkonosze-Nationalparks.

Das Altvatergebirge

Das Altvatergebirge, benannt nach seinem höchsten Gipfel, dem Altvater (Praděd, 1.491 m), liegt im Nordosten Tschechiens. Es ist geologisch jünger als das Riesengebirge und besteht überwiegend aus Gneis und Schiefer. Historisch war das Gebirge weniger touristisch erschlossen, doch es spielte eine wichtige Rolle in der Forstwirtschaft und im Bergbau. Im 20. Jahrhundert wurde es zunehmend als Erholungsgebiet entdeckt, insbesondere für Wintersport. Der Nationalpark Jeseníky schützt heute große Teile des Gebirges, dessen Flora und Fauna einzigartig sind.
Die Region war lange Zeit von deutschsprachigen Siedlern geprägt, die als Sudetendeutsche bekannt waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung dieser Bevölkerung veränderte sich die demografische und kulturelle Struktur. Heute ist das Altvatergebirge ein beliebtes Ziel für Skifahrer und Wanderer, die die Ruhe und Abgeschiedenheit schätzen.

Extremes Wetter

Riesengebirge

Das Klima des Riesengebirges ist subalpin und durch extreme Wetterbedingungen geprägt. Die Winter sind lang und kalt, mit Temperaturen, die auf der Schneekoppe oft unter -20 °C fallen. Die jährliche Durchschnittstemperatur auf dem Gipfel beträgt nur 0,2 °C. Starke Winde, besonders in den Kammlagen, machen das Gebirge zu einer der windexponiertesten Regionen Europas. Föhnwinde auf der polnischen Seite führen zu plötzlichen Temperaturschwankungen, während dichte Nebel die Sicht einschränken – die Schneekoppe ist an etwa 296 Tagen im Jahr zumindest teilweise in Wolken gehüllt.

Niederschläge sind reichlich, mit 700 mm am Fuß des Gebirges bis zu 1.230 mm auf der Schneekoppe. In den Schneegruben erreichen die Niederschläge sogar bis zu 1.512 mm jährlich, was die Region zu einer der niederschlagsreichsten in Mitteleuropa macht. Diese Bedingungen fördern extreme Wetterereignisse wie Schneestürme, die Wanderer und Skifahrer gefährden können. Historische Berichte, etwa aus dem 19. Jahrhundert, beschreiben Lawinen und plötzliche Wetterumschwünge, die ganze Wandergruppen in Gefahr brachten.

Das Riesengebirge und Altvatergebirge - Schneekoppe Mai 2021
Im kalten Mai 2021, als selbst in Berlin noch Schnee fiel, war taute der Schnee auf dem Höhen des Riesengebirges erst zum Monatswechsel Mai/Juni ab. Hier der Blick von der Wiesenbaude auf die Schneekoppe am 05. Mai 2021

Altvatergebirge

Das Altvatergebirge weist ein ähnlich raues Klima auf, ist jedoch weniger exponiert als das Riesengebirge. Die Winter sind ebenfalls kalt, mit Temperaturen, die auf dem Praděd bis -25 °C erreichen können. Starke Schneefälle sind typisch, und die Region ist bekannt für ihre dichten Nebel, die oft tagelang anhalten. Im Vergleich zum Riesengebirge sind Föhnwinde seltener, doch die Niederschläge sind beträchtlich, mit durchschnittlich 1.000–1.300 mm jährlich in höheren Lagen.
Historisch gesehen war das Altvatergebirge weniger dokumentiert in Bezug auf extremes Wetter, doch Berichte aus dem 20. Jahrhundert beschreiben Schneestürme, die Verkehrswege lahmlegten und Skigebiete zeitweise unzugänglich machten. Die geringere Höhe im Vergleich zum Riesengebirge führt dazu, dass extreme Winde seltener auftreten, aber die Kälte und der Schnee machen das Gebirge dennoch herausfordernd.

Schneedecken: Andauer und Höhe

Riesengebirge

Die Schneedecken im Riesengebirge sind ein zentrales Merkmal des Gebirges und der Grund für den historischen Namen „Schneegebirge“. In höheren Lagen, insbesondere auf der Schneekoppe und in den Schneegruben, bleibt die Schneedecke etwa fünf bis sechs Monate bestehen, typischerweise von November bis April oder sogar Mai. Schneehöhen von über drei Metern sind keine Seltenheit, besonders in windgeschützten Tälern und Gletscherkaren wie den Schneegruben. Diese enormen Schneemengen resultieren aus den hohen Niederschlägen und der kalten, feuchten Luftmassen, die über das Gebirge ziehen.
Historische Aufzeichnungen, etwa aus dem 19. Jahrhundert, berichten von Schneehöhen, die Hütten vollständig bedeckten und den Zugang zu Bergwegen monatelang unmöglich machten. Heute liefern moderne Schneeberichte detaillierte Daten: In Skigebieten wie Harrachov oder Špindlerův Mlýn erreichen die Schneehöhen oft 1,5–2,5 Meter, in extremen Wintern sogar mehr. Die Schneesicherheit ist besonders in den oberen Lagen hoch, was das Riesengebirge zu einem verlässlichen Ziel für Wintersport macht.

Altvatergebirge

Im Altvatergebirge hält die Schneedecke in höheren Lagen etwa vier bis fünf Monate, von Dezember bis März oder April. Die Schneehöhen sind geringer als im Riesengebirge, erreichen aber auf dem Praděd und in umliegenden Skigebieten wie Červenohorské sedlo oft 1–2 Meter. In extremen Wintern können auch hier bis zu 2,5 Meter Schnee gemessen werden. Die geringere Höhe und die weniger exponierte Lage führen dazu, dass die Schneedecken etwas kürzer bestehen bleiben als im Riesengebirge.
Die Schneesicherheit ist dennoch gut, besonders in den Skigebieten, die von künstlicher Beschneiung unterstützt werden. Historisch gesehen war das Altvatergebirge ein beliebtes Ziel für Langlauf, da die sanfteren Hänge und ausgedehnten Wälder ideale Bedingungen bieten. Moderne Schneehöhenberichte bestätigen, dass die Region auch heute ein verlässliches Wintersportziel ist, wenn auch mit etwas kürzerer Saison als das Riesengebirge.

Schneesicherheit

Riesengebirge

Die Schneesicherheit des Riesengebirges ist legendär und macht es zu einem der besten Wintersportziele Mitteleuropas. Skigebiete wie Pec pod Sněžkou, Špindlerův Mlýn und Harrachov profitieren von der langen Schneedecken-Dauer und den hohen Schneehöhen. Die Kombination aus natürlichem Schnee und moderner Beschneiungstechnik garantiert eine Saison, die oft bis in den April reicht. Besonders die Kammlagen und die Schneegruben bieten dank ihrer Höhenlage und windgeschützten Täler optimale Bedingungen.

Historisch gesehen war die Schneesicherheit ein Segen und Fluch zugleich: Während sie den Tourismus förderte, machte sie das Leben in den Bergen gefährlich. Lawinen waren und sind eine ständige Bedrohung, weshalb viele Wanderwege im Winter gesperrt sind. Moderne Wettervorhersagen und Lawinenwarnsysteme haben die Sicherheit erhöht, doch die Schneesicherheit bleibt ein zentraler Faktor für die Region.

Das Riesengebirge und Altvatergebirge - Wiesenbaude mit Blick zur Schneekoppe.
Webcam Wiesenbaude mit Blick zur Schneekoppe am 17.05.2025. Schnee im Mai ist in den Höhenlagen des Riesengebirges zwar keine Besonderheit, aber dennoch immer wieder schön anzusehen.

Altvatergebirge

Im Altvatergebirge ist die Schneesicherheit etwas weniger ausgeprägt, aber immer noch zuverlässig. Skigebiete wie Ramzová und Ovčárna bieten gute Bedingungen, besonders für Familien und Langläufer. Die kürzere Dauer der Schneedecke und die geringeren Höhen machen die Region anfälliger für milde Winter, doch künstliche Beschneiung gleicht dies aus. Historische Berichte zeigen, dass die Schneesicherheit im Altvatergebirge schon im frühen 20. Jahrhundert für Wintersport genutzt wurde, wenn auch in kleinerem Maßstab als im Riesengebirge.

Das Riesengebirge und Altvatergebirge - Webcam Praded mit Schnee am 17. Mai 2025
Webcam Praded mit Schnee am 17. Mai 2025

Die Große und Kleine Schneegrube im Riesengebirge

Die Große und Kleine Schneegrube (polnisch Śnieżne Kotły) sind zwei der beeindruckendsten Gletscherkare im Riesengebirge, gelegen an den Hängen des Hohen Rads (Vysoké Kolo, 1.509 m). Diese dramatischen Felsformationen sind das Ergebnis eiszeitlicher Gletscheraktivität und gehören zu den artenreichsten und landschaftlich spektakulärsten Orten des Gebirges.

Große Schneegrube im Riesengebirge

Die Große Schneegrube ist ein steilwandiger Kessel mit Felswänden, die bis zu 200 Meter in die Tiefe abfallen. Am Grund des Kessels liegen die Kochelteiche, zwei kleine Bergseen, die von Schmelzwasser gespeist werden. Die Schneegrube ist bekannt für ihre extremen mikroklimatischen Bedingungen: Die hohen Wände schützen vor Wind, führen aber zu einer An für starke Schneefälle und langanhaltende Schneedecken. Historische Berichte beschreiben die Große Schneegrube als Ort, an dem Schnee oft bis in den Sommer hinein erhalten bleibt, was ihr den Namen gab. Die Schneegrubenbaude, die sich in der Nähe befindet, ist heute eine Sendestation und für Touristen geschlossen, bleibt aber ein markantes Wahrzeichen.

Kleine Schneegrube im Risengebirge

Die Kleine Schneegrube ist etwas weniger steil, aber ebenso beeindruckend. Sie zeichnet sich durch zwei deutlich sichtbare Basaltadern aus, die durch die Granitwände verlaufen. Wie die Große Schneegrube ist sie ein Hotspot für Biodiversität, mit seltenen Pflanzenarten, die in den sogenannten „zahrádka“ (Gärtchen) gedeihen. Die Kleine Schneegrube ist ein beliebtes Ziel für Wanderer, die von Schreiberhau (Szklarska Poręba) aus über den Reifträger dorthin gelangen. Historisch war die Kleine Schneegrube weniger dokumentiert, doch ihre Schönheit und die Herausforderung der Wanderung machen sie zu einem Highlight.

Relikte einer Vergletscherung

Historische Berichte und Quellen, wie etwa aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, erwähnen, dass in den Schneegruben aufgrund ihrer steilen, schattigen Felswände und der Höhenlage (ca. 1400–1500 m) häufig Schneeflecken bis in den Sommer hinein bestehen bleiben konnten. Dies wird durch die Bezeichnung „Schneegruben“ unterstrichen, die auf die Tendenz hinweist, dass Schnee dort länger liegt als in anderen Teilen des Riesengebirges. Konkrete quantitative Daten, wie etwa die genaue Häufigkeit oder Jahre, in denen Schnee den gesamten Sommer überdauerte, sind in historischen Dokumenten selten. Eine Quelle aus der Deutschen Digitalen Bibliothek deutet darauf hin, dass „dauernde Schneeflecke“ in den Schneegruben typisch waren, ohne jedoch spezifische Jahre zu nennen.
In älteren Schriften, wie denen der „Riesengebirgsheimat“ (30. Jahrgang, Nr. 8), wird erwähnt, dass die Große und Kleine Schneegrube im Gegensatz zur Schwarzen (Agnetendorfer) Schneegrube oft Schneeflecken während des ganzen Sommers aufwiesen. Dies deutet darauf hin, dass Sommerüberdauerung in diesen beiden Kesseln in der Vergangenheit regelmäßig vorkam, wahrscheinlich in den meisten Jahren mit ausreichender Schneemenge im Winter. Genaue statistische Angaben fehlen jedoch, da solche Beobachtungen eher anekdotisch waren.

Es gibt keine konkreten, datierten Belege in den verfügbaren Quellen für das letzte Auftreten von Schnee über den Sommer in den Schneegruben. Wahrscheinlich war dies in den letzten Jahrzehnten aufgrund der Modernen Erwärmung (Klimawandel) seltener, könnte aber in Jahren mit extrem hohen Schneefällen (z. B. in den 2000ern mit teilweise über 300 cm) vorgekommen sein.

Blick auf die Schneegrube im Riesengebirge von krkonose.eu
Blick von der Schneekoppe Richtung Wiesenbaude

Bedeutung und Tourismus

Die Schneegruben sind nicht nur geologisch und ökologisch bedeutend, sondern auch ein Symbol für die raue Schönheit des Riesengebirges. Sie sind Teil des Nationalparks und streng geschützt, um die empfindliche Flora und Fauna zu bewahren. Wanderungen zu den Schneegruben, etwa von der Reifträgerbaude aus, bieten atemberaubende Ausblicke, erfordern aber Vorsicht, da das Wetter schnell umschlagen kann. Die Schneegruben sind ein Zeugnis der eiszeitlichen Vergangenheit des Gebirges und ein Muss für jeden Besucher.

Zusammenfassung/Webcams

Blick von der Schneekoppe Richtung Wiesenbaude / Riesengebirge
Blick von der Schneekoppe Richtung Wiesenbaude

Das Riesen- und Altvatergebirge sind mehr als nur beeindruckende Landschaften – sie sind Zeugnisse einer reichen Geschichte, geprägt von extremem Wetter, ausgedehnten Schneedecken und einer einzigartigen Natur. Das Riesengebirge besticht durch seine Schneesicherheit, seine dramatischen Schneegruben und seine Rolle als touristisches Zentrum, während das Altvatergebirge mit seiner ruhigeren, aber ebenso faszinierenden Natur punktet. Beide Gebirge bieten Herausforderungen und Schönheiten, die Wanderer, Skifahrer und Naturliebhaber gleichermaßen anziehen. Die Große und Kleine Schneegrube im Riesengebirge sind dabei nicht nur geologische Wunder, sondern auch Symbole für die unbändige Kraft der Natur in dieser Region.

Wiesenbaude 1400m mit Blick zur Schneekoppe/Riesengebirge 1603m
Wiesenbaude 1400m mit Blick zur Schneekoppe/Riesengebirge 1603m

Webcam Praded: Blick der Webcam vom Parkplatz vor dem Sender am Praděd
Webcam Praded

Das Altvatergebirge (Webcam Praded) ist bekannt für seine ruhige, naturverbundene Atmosphäre. Es bietet zahlreiche Skipisten, Langlaufloipen und Schneeschuhwanderwege. Praděd ist das höchste und schneesicherste Skigebiet der Region und wird auch von Snowboardern und Freestylern geschätzt.

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