Gewässer und Seen in Deutschland

Seen prägen das Landschaftsbild Mitteleuropas und sind ein wichtiger Bestandteil der Natur. Ihre Entstehung reicht Millionen von Jahren zurück und ist das Ergebnis komplexer geologischer, klimatischer und hydrologischer Prozesse. Darüber hinaus haben Seen eine immense ökologische, wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung.


Die Entstehung der Seen in Mitteleuropa

1. Eiszeitliche Seen

Die meisten Seen in Mitteleuropa entstanden während der letzten Eiszeiten, insbesondere der Weichsel- und Riß-Eiszeit vor etwa 10.000 bis 100.000 Jahren:

  • Gletscherrückzug: Während der Eiszeiten bedeckten mächtige Gletscher große Teile Mitteleuropas. Als das Klima wärmer wurde, zogen sich die Gletscher zurück und hinterließen Senken, die sich mit Wasser füllten. Beispiele hierfür sind die Masurische Seenplatte in Polen und die Müritz in Deutschland.
  • Moränenseen: Durch das Schieben und Ablagern von Gestein und Sedimenten bildeten Gletscher Moränenwälle. Diese stauten Wasser und führten zur Entstehung von Seen wie dem Ammersee in Bayern.

Der Plauer See, einer der größten Seen in Mecklenburg-Vorpommern, hat eine Entstehungsgeschichte, die eng mit den geologischen und klimatischen Veränderungen während der letzten Eiszeit verknüpft ist.
Vor etwa 12.000 Jahren, während der Weichsel-Kaltzeit, formten die massiven Gletscher, die den Großteil Nordeuropas bedeckten, die heutige Landschaft Mecklenburgs. Durch das Vorrücken und Zurückziehen der Eismassen entstanden große Gletscherzungenbecken, in denen sich später Schmelzwasser sammelte. Der Plauer See ist eines dieser Becken. Seine langgestreckte Form und die Ausrichtung in Nord-Süd-Richtung deuten darauf hin, dass er durch die erosive Kraft der Gletscher entstanden ist.
Als die Gletscher schmolzen und sich nach Norden zurückzogen, füllte sich das Becken mit Schmelzwasser. Gleichzeitig trugen Flüsse und Bäche Sedimente ein, die das heutige Seebecken weiter modellierten. Über die Jahrtausende entwickelte sich der See zu einem wichtigen Teil des lokalen Ökosystems.
Heute ist der Plauer See ein bedeutendes Gewässer in der Mecklenburgischen Seenplatte. Er dient nicht nur als Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, sondern ist auch ein beliebtes Ziel für Erholungssuchende und Wassersportler. Rund 100 km weiter westlich befindet sich der Schaalsee.

2. Tektonische Seen

Einige Seen entstanden durch Bewegungen der Erdkruste:

  • Grabenbrüche: In tektonischen Senkungsgebieten wie dem Rheingraben entstanden Seen wie der Bodensee.
  • Hebung und Senkung: Durch tektonische Aktivitäten veränderte sich das Relief, und Becken füllten sich mit Wasser.

3. Vulkanische Seen

In Mitteleuropa finden sich auch Seen vulkanischen Ursprungs:

  • Maare: Diese Kraterseen entstanden durch vulkanische Explosionen und Einstürze, beispielsweise in der Eifel (Laacher See, Pulvermaar).

4. Fluss- und Stauseen

  • Altwasserarme: Durch die Mäanderbildung von Flüssen entstanden Altwasserseen. Ein Beispiel ist der Altmühlsee in Bayern.
  • Stauseen: Künstliche Seen wie der Edersee oder der Möhne-See entstanden durch den Bau von Talsperren zur Wasserspeicherung.

Ökologische Bedeutung der Seen

1. Lebensraum für Flora und Fauna

Seen bieten eine einzigartige Umgebung für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten:

  • Wasservögel: Arten wie Schwäne, Enten und Haubentaucher nutzen Seen als Brut- und Nahrungsgebiet.
  • Fische: Hecht, Zander, Karpfen und Forelle gehören zu den typischen Fischarten in mitteleuropäischen Seen.
  • Wasserpflanzen: Rohrkolben, Schilf und Seerosen gedeihen in und um Seen und tragen zur Reinigung des Wassers bei.

2. Wasserhaushalt

Seen regulieren den Wasserhaushalt, indem sie Wasser speichern und langsam in Flüsse abgeben. Sie sind wichtige Bestandteile des Wasserkreislaufs und wirken Überschwemmungen entgegen.

3. Klimaregulation

Durch die große Wärmekapazität des Wassers tragen Seen zur Temperaturregulierung bei und wirken lokal klimamildernd.


Wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung

1. Trinkwasserversorgung

Viele Seen dienen als Reservoirs für die Trinkwasserversorgung. Beispielsweise liefert der Bodensee Trinkwasser für Millionen Menschen in Deutschland und der Schweiz.

2. Energiegewinnung

Künstliche Stauseen wie der Forggensee in Bayern werden zur Wasserkraftgewinnung genutzt.

3. Fischerei

Die Fischerei hat in Mitteleuropa eine lange Tradition. Viele Seen werden nachhaltig bewirtschaftet, um die Artenvielfalt zu erhalten und gleichzeitig eine wirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen.

4. Tourismus und Erholung

Seen sind beliebte Reiseziele und bieten Freizeitmöglichkeiten wie:

  • Schwimmen, Segeln und Surfen.
  • Wandern und Radfahren entlang der Uferwege.
  • Naturbeobachtung, etwa von Wasservögeln.

5. Kulturelle Bedeutung

  • Geschichte und Mythologie: Seen wie der Chiemsee oder der Wörthersee sind mit Sagen und historischen Ereignissen verknüpft.
  • Kunst und Literatur: Die malerischen Seenlandschaften inspirierten Künstler wie Caspar David Friedrich.

Größere und kleinere Gewässer bieten vielen Leuten einen großen Freizeit- und Erholungswert, der durch üppigeVegetation und vor allem Waldgebiete noch verstärkt wird.

Im Winter haben viele Gewässer bei uns in Mitteleuropa einen Temperaturwert um 0°C und vereisen teilweise. Im Sommer liegt die Wassertemperatur meist um 20°C, in warmen Sommer teilweise bei 25°C. Im Standardfall wird die Temperatur des Wassers mit einem Thermometer in einem Meter Tiefe gemessen.

Da es verschiedene  Lebensräume „Wasser“ gibt, muss zwischen Bächen, Flüssen, Seen, Teichen und Meeren unterschieden werden.
Bäche, Flüsse, Teiche und Seen sind Süsswasserlebensräume. Bäche und Flüsse sind fliessende Gewässer, welche durch ihre Wasserkraft hinsichtlich Form, Breite und Tiefe geformt werden. Im Gegensatz dazu sind Teiche und Seen stehende Gewässer.
Ihr Wasseraustausch ist eher gering, was stehende Gewässer gegenüber Verschmutzungen – welche durch menschliche Aktivitäten noch beschleunigt werden – sehr empfindlich erscheinen lässt. Wenn der Nährstoffgehalt und dadurch auch das Algenwachstum übermässig zunimmt, wird der Sauerstoffgehalt zu gering, um Leben im Gewässer zu ermöglichen. Zudem befinden sich zahlreiche Seen im fortlaufenden Prozess der Verlandung. Dies ist ein Prozeß organisch bedingter Sedimentbildung durch den Bewuchs an stehenden Gewässern wie Seen, Altarmen von Flüssen. Aus den abgestorbenen Resten der Pflanzen- und Tierwelt bildet sich Schlamm oder Torf, wodurch die Wassertiefe mit der Zeit immer mehr verringert wird und die einzelnen Pflanzengemeinschaften, die für die Wasser- und Ufervegetation charakteristisch sind, sich immer mehr in Richtung des Gewässerzentrums verlagern und schließlich das Verschwinden des Gewässers bewirken.

Röhricht und Großseggen sind dabei von besonders hohem Bauwert für die Ablagerung organischer Bestandteile. Endstadium ist der Bruchwald. In anderer Weise verlanden auch die nährstoff- und humusarmen sowie die nährstoffarmen, aber humusreichen Süßwasserseen. In dem klaren Wasser oligotropher Seen können am Grunde lebende Rosettenpflanzen, in Seen schwimmende Torfmoosdecken (Moor) eine allmähliche Verlandung bewirken, an deren Ende wiederBruchwälder (Auenlandschaft) stehen können.

Folgende Maßnahmen zur Erhaltung bzw. Sanierung der Seen können ergriffen werden:

=> Reduzierung diffuser Nähr- und Schadstoffeinträge durch Extensivierung der Landnutzung (z.B. Acker zu Grünland, Vernässung von Niedermooren) und Erosionsschutz, insbesondere in Gewässernähe und auf Grenzertragsstandorten

=> Reduzierung der Nährstoffeinträge aus punktuellen Quellen durch Verbesserung der Abwasserbeseitigung (Schmutzwasser), Regenwasserreingigung, Stoffrückhalt an den Mündungen der Zuläufe durch Flachweiher oder technische Anlagen

=> Anhebung des Seewasserstandes

=> Umsetzung ökologisch verträglicher Fischhegepläne

=> ökologisch verträgliche Lenkung der Freizeitnutzung

=> Herstellung der Durchgängigkeit der Zu- und Abläufe

=> Interne Restaurierung (z.B. Schlammbehandlung oder –entnahme, Tiefenwasserableitung) zur schnelleren Erholung.


Winterliche Vereisung von Seen in Mitteleuropa und Sicherheitstipps beim Betreten von Eisflächen

Die Vereisung von Seen gehört zu den beeindruckenden Phänomenen der Winterzeit in Mitteleuropa. Besonders in Regionen mit kaltem Klima, wie im Alpenraum oder in den Mittelgebirgen, frieren viele Seen bei länger anhaltenden Frostperioden zu. Doch obwohl gefrorene Seen zur Freizeitgestaltung einladen, bergen sie auch Gefahren. Daher ist es wichtig, die physikalischen Hintergründe der Vereisung zu verstehen und Sicherheitsregeln zu beachten.

Blick auf den Großen Arbersee/Böhmerwald 934m
Webcam Großer Arber

Entstehung der Eisdecke auf Seen

1. Physikalische Prozesse der Vereisung

– Abkühlung des Wassers: Wasser erreicht seine maximale Dichte bei 4 °C. Sobald die Temperatur darunter fällt, beginnt die Eisbildung an der Oberfläche.
– Gefrierpunkt und Wind: Bei ruhigen Bedingungen kann sich eine glatte Eisfläche bilden. Wind hingegen kann Wellen erzeugen, die die Eisbildung verzögern.
– Schichtbildung: Nach der initialen Eisbildung wachsen Eisschichten durch fortgesetzte Frostperioden weiter.
– Ist erst einmal eine Eisdecke entstanden und befindet sich der See in einer deutlichen Senke mit Bäumen und Wäldern drumherum, verstärken ähnliche Effekte wie die nächtliche Kaltluftseen in Bergtälern die Eisbildung. Dazu reichen schon Seen, wie die Krumme Lanke oder Schlachtensee (siehe Eis-Bild weiter unten) in Berlin.

2. Voraussetzungen für stabile Eisdecken

– Dauerfrost: Mindestens mehrere Tage oder Wochen mit Temperaturen deutlich unter 0 °C.
– Stillgewässer: Fließende Gewässer frieren aufgrund der Bewegung des Wassers schwerer zu.
– Wassertiefe: Flache Seen frieren schneller und gleichmäßiger zu als tiefe Seen.

3. Klimatische Bedingungen in Mitteleuropa

In Mitteleuropa sind die Winter oft mild und eisige Bedingungen eher selten. Dennoch frieren in besonders kalten Wintern viele Seen in höheren Lagen oder nördlicheren Regionen vollständig zu. Beispiele sind:
– Der Chiemsee und der Tegernsee in Bayern.
– Kleinere Seen wie der Edersee oder Stauseen in Mittelgebirgsregionen.

Gefahren beim Betreten von Eisflächen

1. Uneinheitliche Eisstärke

– Temperaturschwankungen: Selbst nach Frostphasen können milde Tage Schwachstellen im Eis erzeugen.
– Unterströmungen**: Bereiche mit bewegtem Wasser, wie Flusszuflüsse, haben oft dünnere Eisdecken.
– Unregelmäßige Belastung: Eis kann Lasten nicht immer gleichmäßig verteilen, was zu Einbrüchen führen kann.

2. Gefährdung durch Schneedecken

Schnee auf Eisflächen isoliert das Eis und verlangsamt die Eisbildung. Zudem verdeckt er Schwachstellen, die für das bloße Auge nicht erkennbar sind.

3. Plötzlicher Bruch

Einbruchgefahr besteht besonders in der Nähe von Rissen, Schilfzonen oder Uferbereichen.

Sicherheitsregeln beim Betreten von Eisflächen

1. Offizielle Freigaben beachten

Nur Eisflächen betreten, die von lokalen Behörden oder Gemeinden freigegeben wurden. Diese prüfen regelmäßig die Dicke und Stabilität des Eises.

2. Mindesteisdicke

– Sicherheitsgrenzen: Mindestens 10 cm dickes Eis für Fußgänger; für Aktivitäten wie Schlittschuhlaufen oder Eishockeyspielen sollte das Eis mindestens 15 cm dick sein.
– Klares, transparentes Eis: Dies ist stabiler als milchiges oder trübes Eis.

3. Vorsicht bei Gruppen

Größere Gruppen erhöhen den Druck auf das Eis. Personen sollten stets mit Abstand gehen.

4. Notfallausrüstung

– Eispickel oder Rettungsnagel: Zum Hochziehen bei einem Einbruch.
– Rettungsleine**: Kann bei der Bergung anderer Personen helfen.
– Wechselkleidung und Handy: Wasserdicht verpackt mitnehmen.

5. Verhalten im Notfall

– Bei Einbruch: Flach auf das Eis legen, um das Gewicht zu verteilen, und in die Richtung robben, aus der man gekommen ist.
– Andere retten: Sich selbst sichern und eine Rettungsleine oder einen Ast verwenden, um der eingebrochenen Person zu helfen.

Eislaufen auf dem Schlachtensee in Berlin, der bei längeren Frostperioden im Winter tragfähiges Eis bietet.

Freizeitaktivitäten auf gefrorenen Seen

Wenn die Bedingungen sicher sind, bieten gefrorene Seen eine Vielzahl an Aktivitäten:
– Schlittschuhlaufen: Besonders beliebt in der Alpenregion oder auf Seen wie dem Weissensee in Kärnten.
– Eishockey und Eisstockschießen: Traditionelle Winterspiele in Mitteleuropa.
– Winterspaziergänge: Eine außergewöhnliche Möglichkeit, die Natur aus einer anderen Perspektive zu erleben.

Gefrorene Seen sind ein faszinierendes Naturphänomen und laden zu winterlichen Aktivitäten ein. Doch die Sicherheit muss immer oberste Priorität haben. Mit dem Wissen über die physikalischen Prozesse der Eisbildung und der Einhaltung grundlegender Sicherheitsregeln kann man die winterliche Natur genießen, ohne unnötige Risiken einzugehen.

Herausforderungen für die Seen

1. Klimawandel

Wärmere und trockenere Sommer können zu einer Verringerung der Wasserstände führen (wie 2018 und 2019 in Brandenburg) und bedroht die empfindlichen Ökosysteme.

2. Verschmutzung

Eutrophierung durch Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft kann die Wasserqualität beeinträchtigen.

3. Tourismusdruck

Massentourismus kann zu Störungen in den Lebensräumen führen.


Fazit

Die Seen Mitteleuropas sind das Ergebnis einer langen und vielfältigen Entstehungsgeschichte. Sie spielen eine zentrale Rolle im Ökosystem, dienen dem Menschen als Wasserquelle, Energieproduzent und Naherholungsgebiet. Gleichzeitig erfordert ihr Schutz durch Umweltverschmutzung gezielte Maßnahmen, um ihre Schönheit und Funktionalität für zukünftige Generationen zu bewahren.

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