Psychisches Einkommen: Warum wir Menschen danach streben und wie es unser Leben bereichert
Im modernen Leben streben Menschen nicht nur nach materiellem Wohlstand, sondern auch nach einer Art von Gewinn, der weniger greifbar ist, jedoch genauso wertvoll: dem psychischen Einkommen. Dieses Konzept umfasst die nicht-monetären Belohnungen, die unser Leben bereichern – von Anerkennung und Selbstverwirklichung bis hin zu Freude und Erfüllung.
Was ist psychisches Einkommen?
Psychisches Einkommen bezeichnet alle immateriellen Erträge, die Menschen aus ihren Handlungen, Erfahrungen und Beziehungen gewinnen und die zu ihrem emotionalen und psychischen Wohlbefinden beitragen. Dazu zählen nicht greifbare Werte wie Anerkennung, soziale Beziehungen, Selbstbestätigung und die Freude, durch eigene Bemühungen einen positiven Unterschied zu bewirken.
Woraus setzt sich psychisches Einkommen zusammen?
Psychisches Einkommen kann verschiedene Formen annehmen, die oft individuell unterschiedlich gewichtet sind:
- Anerkennung und Wertschätzung: Menschen wünschen sich das Gefühl, wertgeschätzt und respektiert zu werden. Es motiviert uns, wenn unsere Arbeit anerkannt wird – sei es durch Kollegen, Freunde oder in sozialen Netzwerken.
- Selbstverwirklichung: Der Wunsch, seine eigenen Fähigkeiten und Talente zu entdecken und zu nutzen, spielt eine zentrale Rolle im Streben nach psychischem Einkommen. Tätigkeiten, die wir mit Leidenschaft ausüben, fördern unser persönliches Wachstum und unser Selbstwertgefühl.
- Sinn und Erfüllung: Psychisches Einkommen wird auch dann geschaffen, wenn wir das Gefühl haben, dass das, was wir tun, Sinn ergibt und positive Auswirkungen auf unser Umfeld hat. Menschen finden Erfüllung in Jobs und Tätigkeiten, bei denen sie einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten oder einen nachhaltigen Unterschied bewirken können.
- Soziale Bindungen und Zugehörigkeit: Die Freude an engen sozialen Beziehungen und das Gefühl der Zugehörigkeit tragen wesentlich zu unserem psychischen Wohlbefinden bei. Das Streben nach Gemeinschaft und Akzeptanz ist ein tief verwurzeltes Bedürfnis.
- Autonomie und Freiheit: Viele Menschen schätzen die Freiheit, selbst Entscheidungen zu treffen und eigenverantwortlich zu handeln. Psychisches Einkommen entsteht, wenn man spürt, dass man die Kontrolle über sein Leben hat und unabhängig agieren kann.
Warum streben wir nach psychischem Einkommen?
Das Streben nach psychischem Einkommen hat evolutionäre und kulturelle Wurzeln:
- Evolutionäre Perspektive: Der Wunsch nach Anerkennung und sozialer Bindung entwickelte sich ursprünglich aus dem Bedürfnis nach Sicherheit. Menschen, die in Gruppen lebten, hatten bessere Überlebenschancen. Wertschätzung und soziale Anerkennung sicherten den eigenen Platz in der Gruppe und sorgten für ein Gefühl der Sicherheit.
- Psychologische Bedürfnisse: Nach der Maslowschen Bedürfnishierarchie streben Menschen nach Anerkennung und Selbstverwirklichung, sobald ihre Grundbedürfnisse erfüllt sind. Dies bedeutet, dass psychisches Einkommen oft erst dann zu einem dominierenden Ziel wird, wenn materielle Bedürfnisse ausreichend gesichert sind.
- Gesellschaftlicher Einfluss: In vielen modernen Gesellschaften wird individueller Erfolg nicht nur am materiellen Wohlstand gemessen. Werte wie persönliches Wachstum, Umweltbewusstsein und soziale Verantwortung gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Psychisches Einkommen am Arbeitsplatz
Der Arbeitsplatz ist einer der wichtigsten Bereiche, in denen Menschen psychisches Einkommen erfahren können. Unternehmen und Organisationen erkennen zunehmend, dass zufriedene Mitarbeiter produktiver und engagierter sind. Viele Unternehmen schaffen gezielt Anreize für psychisches Einkommen, indem sie Arbeitsumgebungen fördern, die Selbstverwirklichung, Teamgeist und Anerkennung stärken. Dies zeigt sich beispielsweise in der Förderung flexibler Arbeitszeitmodelle, der Stärkung der Work-Life-Balance oder durch Programme zur Mitarbeiterentwicklung.
Wege, um sein psychisches Einkommen zu steigern
Es gibt einige Strategien, um das psychische Einkommen zu erhöhen:
- Achtsamkeit und Selbstreflexion: Bewusste Selbstwahrnehmung und regelmäßige Reflexion eigener Werte und Ziele helfen, zu verstehen, was im Leben wirklich erfüllt. Achtsamkeit ermöglicht es uns, die kleinen Momente der Anerkennung und Freude im Alltag wahrzunehmen.
- Persönliche Ziele setzen: Setze dir Ziele, die dir persönlich wichtig sind, unabhängig von finanziellen Anreizen. Dies können sowohl berufliche als auch private Ziele sein. Der Fortschritt und die Erreichung dieser Ziele erhöhen das psychische Einkommen.
- Verbindungen pflegen: Enge soziale Bindungen und wertvolle Freundschaften sind zentral für unser Wohlbefinden. Pflegen und vertiefen Sie die Beziehungen, die Ihnen Energie und positive Bestätigung geben.
- Gutes tun: Studien zeigen, dass altruistische Handlungen das eigene Wohlbefinden steigern. Es kann erfüllend sein, sich sozial zu engagieren oder ehrenamtlich tätig zu sein.
- Kreativität ausleben: Kreative Tätigkeiten wie Malen, Schreiben oder Musizieren fördern Selbstverwirklichung und können einen tiefen emotionalen Nutzen bringen.
Mit der Theorie des psychischen Einkommens lässt sich einiges erklären. Der Autor Gérard A. Bökenkamp schrieb in seinem Buch „Ökonomie der Sexualität – Von der Liebesheirat bis zur Sexarbeit„, er gehe davon aus, dass Menschen ausgesprochene oder unausgesprochene Ziele haben, um ihr persönliches psychisches Einkommen zu maximieren und stellte einige Grundannahmen vor:
Menschen streben nach der Maximierung ihres psychischen Einkommens, verfügen gleichzeitig nur über begrenzte Informationen, Ressourcen und Zeit. Mit diesen begrenzten Informationen entwickeln Menschen Strategien zur Maximierung des psychischen Einkommens und führen Verhandlungen mit anderen, um durch Tausch und Abstimmung mit diesen ihre Ziele zu erreichen. Jedes Ergebnis ist dabei letztendlich zwischen freien Individuen legitim und verhandelbar. Letztendlich wird auch die Sexualität als eine Form des Tauschhandels gesehen. Wenn beide Partner einvernehmlich Sex haben, dann ist dies eine Folge dessen, dass beide Teilnehmer zu diesem Zeitpunkt diese Form des psychischen Einkommens als das höchste Einkommen gegenüber möglichen Alternativen priorisieren. |
Der Autor erläutert zudem die ungleiche Verhandlungspositionen, die aufgrund unterschiedlicher Interessen entstehen können. So gibt es bei Frauen eine größere Nachfrage nach einem potentiellen Vater für die Familiengründung, was die „Verhandlungsposition“ der Männer stärkt. Andersherum sehen Angebot und Nachfrage für Gelegenheits-Sex aus, bei denen Frauen in der stärkeren Verhandlungsposition sind. Ähnliches oder sogar noch stärkeres Ungleichgleichwicht ergibt sich bei zwei Individuen im Grad der Verliebtheit. Ist jemand deutlich intensiver verliebt, so fürchtet dieser viel stärker um den
Verlust von psychischem Einkommen und geht in einer Partnerschaft erheblich größere Kompromisse ein als derjenige mit geringerer Verliebtheit.
Das Liebesgefühl ist eines der stärksten psychischen Einkommen, die der Mensch empfinden kann. Daher kann es für Außenstehende zu scheinbar irrealen und nicht nachvollziehbaren Verhalten des stark verliebten Menschen führen.
Fazit
Psychisches Einkommen ist ein unschätzbarer Aspekt unseres Lebens, der weit über materielle Werte hinausgeht. Es treibt uns an, bringt uns Freude und Sinn und stärkt unsere Verbindung zu anderen. Gerade in einer Welt, die oft auf Leistung und materiellen Wohlstand fokussiert ist, ist es entscheidend, das psychische Einkommen aktiv zu fördern und zu pflegen. Ein Leben, das neben finanzieller Sicherheit auch reich an Anerkennung, Beziehungen und persönlichem Wachstum ist, trägt wesentlich zu einem erfüllten und glücklichen Dasein bei.