Die Antarktis, der kälteste, trockenste und windigste Kontinent der Erde, fasziniert Wissenschaftler, Entdecker und Naturliebhaber gleichermaßen. Sie ist nicht nur ein geografisches Extrem, sondern auch ein Schlüsselakteur im globalen Klimasystem. Dieser Artikel beleuchtet die geologische Geschichte, die Eis- und Schneeentwicklung, die klimatischen Besonderheiten, die Bedeutung für das Weltklima und die Unterschiede zur Arktis. 

Seit wann liegt die Antarktis am Südpol?

Die Antarktis liegt seit Millionen von Jahren in der Nähe des Südpols, doch ihre Position hat sich im Laufe der geologischen Zeit verändert. Vor etwa 180 Millionen Jahren war die Antarktis Teil des Superkontinents Gondwana, der auch Südamerika, Afrika, Australien und Indien umfasste. Damals lag sie in wärmeren Breiten, weit entfernt vom Südpol. Mit der Aufspaltung Gondwanas vor rund 140 Millionen Jahren begann die Antarktis, sich langsam nach Süden zu bewegen.

Vor etwa 34 Millionen Jahren, im Übergang vom Eozän zum Oligozän, erreichte die Antarktis eine Position nahe dem Südpol, was mit der Öffnung der Drake-Passage zwischen Südamerika und der Antarktis zusammenfiel. Diese Isolation führte zur Bildung des Antarktischen Zirkumpolarstroms, der die Antarktis thermisch vom Rest der Welt trennte und die Grundlage für die großflächige Vereisung schuf. Seitdem liegt der Kontinent stabil am Südpol, umgeben vom Südlichen Ozean.

Historische Eis- und Schneeentwicklung

Die Vereisung der Antarktis begann vor etwa 34 Millionen Jahren, als der CO₂-Gehalt in der Atmosphäre sank und die globale Abkühlung einsetzte. Zunächst bildeten sich Gletscher in den höheren Regionen des Kontinents, insbesondere im Ostantarktischen Eisschild. Vor etwa 14 Millionen Jahren, im Miozän, intensivierte sich die Vereisung, und der Westantarktische Eisschild begann sich zu bilden. Seitdem hat die Antarktis mehrere Eiszeitalter und Zwischeneiszeiten durchlaufen, wobei das Eisvolumen je nach globalem Klima schwankte.

Die Schneeentwicklung ist eng mit den klimatischen Bedingungen verknüpft. Die Antarktis ist eine der trockensten Regionen der Erde, da die extrem kalte Luft nur wenig Feuchtigkeit trägt. Dennoch führt die Akkumulation von Schnee über Jahrtausende zur Bildung von Eisschichten. Diese Schichten, die in Eisbohrkernen untersucht werden, liefern wertvolle Informationen über vergangene Klimabedingungen, CO₂-Konzentrationen und vulkanische Aktivitäten. Der älteste datierte Eiskern aus der Antarktis reicht etwa 800.000 Jahre zurück, was die Rekonstruktion der Klimageschichte ermöglicht.

In jüngerer Zeit zeigt die Antarktis unterschiedliche Trends: Während der Ostantarktische Eisschild relativ stabil ist oder sogar leicht wächst, verliert der Westantarktische Eisschild aufgrund von Erwärmung und abschmelzenden Schelfeiszonen an Masse. Diese Entwicklung ist ein Indikator für die Auswirkungen des Klimawandels.

Die Antarktis: Ein Kontinent aus Eis und Geheimnissen
Das vorherrschende Bild in der Antarktis – oft meterdickes Eis.

Klimatische Besonderheiten der Antarktis

Die Antarktis ist durch extreme klimatische Bedingungen geprägt:

  1. Extreme Kälte: Die Antarktis hält den Rekord für die niedrigste jemals gemessene Temperatur von -89,2 °C (1983, Wostok-Station). Im Winter sinken die Temperaturen im Inland oft unter -60 °C, während die Küstenregionen mildere Temperaturen von -20 °C bis -30 °C aufweisen.
  2. Trockenheit: Die Antarktis ist eine Kältewüste. Die jährlichen Niederschläge (meist in Form von Schnee) betragen im Inland oft weniger als 50 mm, während küstennahe Regionen bis zu 200 mm erhalten. Diese Trockenheit resultiert aus der kalten Luft, die kaum Feuchtigkeit speichern kann.
  3. Starke Winde: Katabische Winde, die durch die Schwerkraft von den hohen Eisschilden ins Tiefland rasen, erreichen oft Geschwindigkeiten von über 200 km/h. Diese Winde prägen die Oberfläche und beeinflussen das lokale Klima.
  4. Polarnacht und Polartag: Am Südpol dauern Tag und Nacht jeweils sechs Monate. Diese extreme Lichtverteilung beeinflusst die Temperaturen und die biologischen Prozesse in der Region.
  5. Ozonloch: Über der Antarktis bildet sich jedes Frühjahr ein Ozonloch, verursacht durch chemische Reaktionen in der Stratosphäre, die durch chlorhaltige Substanzen (z. B. FCKWs) verstärkt werden. Dies führt zu erhöhter UV-Strahlung, die das lokale Ökosystem beeinflusst.

Bedeutung der Antarktis für das Weltklima

Die Antarktis spielt eine zentrale Rolle im globalen Klimasystem:

  1. Eis-Albedo-Effekt: Das Eis der Antarktis reflektiert einen Großteil der Sonnenstrahlung (hohe Albedo), was die globale Erwärmung bremst. Ein Rückgang des Eises würde die Absorption von Wärme erhöhen und den Klimawandel beschleunigen.
  2. Meeresspiegel: Die Antarktis speichert etwa 60 % des weltweiten Süßwassers in ihren Eisschilden. Ein vollständiges Schmelzen (was über Jahrtausende dauern würde) würde den Meeresspiegel um etwa 60 Meter anheben. Schon jetzt trägt das Schmelzen westantarktischer Gletscher wie dem Pine-Island-Gletscher zum Meeresspiegelanstieg bei.
  3. Ozeanzirkulation: Die Antarktis beeinflusst die globale Meeresströmung, insbesondere durch die Bildung von kaltem, dichtem Tiefenwasser im Südlichen Ozean. Dieses Wasser treibt die thermohaline Zirkulation an, die das Klima weltweit reguliert.
  4. Klimaforschung: Eisbohrkerne und andere Daten aus der Antarktis liefern einzigartige Einblicke in die Klimageschichte der Erde. Sie helfen, Klimamodelle zu verfeinern und die Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels besser zu verstehen.
  5. Biodiversität und Ökosysteme: Die Antarktis beherbergt einzigartige Ökosysteme, die empfindlich auf Klimaveränderungen reagieren. Veränderungen in der Antarktis können globale Auswirkungen auf Nahrungsketten haben, z. B. durch den Rückgang von Krill, einer Schlüsselart im Südlichen Ozean.
Die Antarktis: Ein Kontinent aus Eis und Geheimnissen
Pinguine sind die wohl bekanntesten Tierbewohner der Antarktis.

Unterschiede zur Arktis

Die Antarktis und die Arktis sind polare Gegensätze mit entscheidenden Unterschieden:

  1. Geografie:

    • Antarktis: Ein Kontinent, umgeben von einem Ozean (Südlicher Ozean). Sie besteht aus einem massiven Eisschild, der auf festem Land liegt.
    • Arktis: Ein Ozean (Arktischer Ozean), umgeben von Kontinenten (Nordamerika, Europa, Asien). Das Eis ist hauptsächlich Meereis, das auf Wasser schwimmt.
  2. Eisvolumen:

    • Antarktis: Enthält etwa 26,5 Millionen Kubikkilometer Eis, genug, um den Meeresspiegel dramatisch zu beeinflussen.
    • Arktis: Hat deutlich weniger Eis (hauptsächlich Meereis), das nur etwa 2-3 Meter zum Meeresspiegel beitragen würde, wenn es schmilzt.
  3. Klima:

    • Antarktis: Kälter und trockener aufgrund der Höhe des Eisschildes (durchschnittlich 2.300 Meter über dem Meeresspiegel) und der Isolation durch den Zirkumpolarstrom.
    • Arktis: Wärmer, da sie näher an gemäßigten Breiten liegt und durch Meeresströmungen wie den Golfstrom beeinflusst wird.
  4. Biodiversität:

    • Antarktis: Hat keine einheimischen Landbewohner, aber reiche marine Ökosysteme (z. B. Pinguine, Robben, Krill).
    • Arktis: Beherbergt Landtiere wie Eisbären, Rentiere und Füchse sowie marine Arten.
  5. Menschliche Präsenz:

    • Antarktis: Keine einheimische Bevölkerung, nur Forschungsstationen. Der Antarktisvertrag (1959) regelt die Nutzung und schützt den Kontinent.
    • Arktis: Heimat indigener Völker (z. B. Inuit) und zunehmend wirtschaftlich genutzt (z. B. Rohstoffabbau, Schifffahrt).
  6. Reaktion auf Klimawandel:

    • Antarktis: Der Ostantarktische Eisschild ist relativ stabil, aber der Westantarktische Eisschild ist anfällig für Schmelze.
    • Arktis: Verlor in den letzten Jahrzehnten deutlich sichtbar an Meereis, was die Erwärmung durch den Rückgang der Albedo verstärkt.
Die Antarktis: Ein Kontinent aus Eis und Geheimnissen
Anders als beispielsweise in Grönland leben in der Antarktis keine Naturvölker, sondern in der Regel nur Forscher und Wissenschaftler.

Die Eiszunahme von 2021 bis 2023

Der Artikel von LiveNOW from FOX vom 2. Mai 2025 berichtet von einer überraschenden Eiszunahme in der Antarktis zwischen 2021 und 2023, die einen jahrzehntelangen Trend der Eismassenverluste umkehrt. Laut einer Studie in Science China Earth Sciences gewann der Antarktische Eisschild in diesem Zeitraum etwa 108 Gigatonnen pro Jahr, vor allem durch erhöhte Schneefälle in vier Gletscherbecken der Ostantarktis (Wilkes Land und Queen Mary Land, einschließlich Totten, Denman, Moscow University und Vincennes Bay). Diese Zunahme glich den globalen Meeresspiegelanstieg vorübergehend um etwa 0,3 mm pro Jahr aus.

Einordnung als jüngster Trend:

  1. Ungewöhnliche Anomalie: Die Eiszunahme ist eine Ausnahme vom langfristigen Trend der Eismassenverluste, insbesondere in der Westantarktis, wo Gletscher wie Thwaites weiter schmelzen. Die Ostantarktis, traditionell stabiler, zeigte hier unerwartetes Wachstum durch außergewöhnliche Niederschläge, was die Komplexität des antarktischen Klimas unterstreicht.
  2. Klimatische Bedeutung: Die Zunahme wird auf veränderte Niederschlagsmuster zurückgeführt, möglicherweise durch atmosphärische Schwankungen. Sie deutet darauf hin, dass kurzfristige Klimaschwankungen die Eisdynamik beeinflussen können, wobei fraglich ist, ob nun der längerfristige Trend der Erwärmung und des Rückgang des Eises gestoppt ist.
  3. Eingeschränkte Wirkung: Obwohl die Eiszunahme temporär den Meeresspiegelanstieg bremste, bleibt die Antarktis ein Haupttreiber des globalen Meeresspiegelanstiegs. Durchschnittlich geht man von einem Meeresspiegelanstieg seit 1900 um 20cm aus.
  4. Forschungsperspektive: Daten von NASAs GRACE- und GRACE-FO-Missionen zeigen, wie dynamisch der Eisschild reagiert. Wissenschaftler betonen, dass diese kurzfristige Zunahme die Notwendigkeit weiterer Beobachtungen unterstreicht, um die Rolle der Antarktis im Klimawandel besser zu verstehen.

Zusammenfassung

Die Antarktis ist mehr als nur ein gefrorener Kontinent am Rand der Welt. Ihre geologische Geschichte, die Entwicklung ihrer Eisschilde, ihre extremen klimatischen Bedingungen und ihre Rolle im globalen Klimasystem machen sie zu einem unverzichtbaren Element unseres Planeten. Im Vergleich zur Arktis zeigt sich die Antarktis als stabiler, aber dennoch verletzlicher Akteur, der durch die moderne Erwärmung zunehmend bedroht ist. Der Schutz dieses einzigartigen Kontinents ist nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch eine globale Verantwortung, um die Stabilität des Weltklimas und die Erhaltung seiner einzigartigen Ökosysteme zu gewährleisten.
Die Eiszunahme von 2021 bis 2023 ist ein bemerkenswerter, aber möglicherweise nur temporärer Trend, der die komplexen Wechselwirkungen von Klima, Niederschlag und Eisdynamik in der Antarktis beleuchtet. Sie bremst kurzfristig den Meeresspiegelanstieg, ändert jedoch nichts an der langfristigen Bedrohung durch Eisschmelze, insbesondere in der Westantarktis. Dieser Trend zeigt, wie wichtig kontinuierliche Forschung ist, um die Rolle der Antarktis im globalen Klimasystem weiter zu entschlüsseln.

Webcams Antarktis

Webcam Neumayer Station

Webcam Neumayer Station

Hier sind die derzeit aktiven Webcams in der Antarktis:

Einige Webcams, wie die in Grytviken auf Südgeorgien (ehemals unter https://www.sgisland.gs/), sind derzeit nicht erreichbar. Gerade im Winterhalbjahr können Webcams gelegentlich offline gehen oder aktualisiert/gewartet werden.

7 Tage Vorhersage von Wetter24.de

Prognose Temperatur und Wind Antarktis

Prognose der Lufttemperatur und Windrichtung in der Antarktis + Umgebung in den kommenden 10 Tagen (ECMWF)

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Aktuelle Eis-Ausdehnung Antarktis

Daten vom National Snow and Ice Data Center

Aktuelle Eis-Ausdehnung Antarktis

Prognose der Schnee- und Eisbedeckung Antarktis

Prognose der Schnee- und Eisdecke in der Antarktis + Umgebung in den kommenden 10 Tagen (ECMWF)

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Dies ist der Hauptartikel über die Antarktis, während über die Arktis hier bereits mehrere Abhandlungen erschienen sind. 

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