Warum der Mensch reines Bewusstsein ist

Die Idee, dass der Mensch reines Bewusstsein ist, gehört zu den tiefsten und ältesten Konzepten der Philosophie, Spiritualität und Psychologie. Sie findet sich in östlichen Lehren wie dem Vedanta und Zen-Buddhismus sowie in westlichen philosophischen und psychologischen Ansätzen. Dieser Artikel beleuchtet, warum der Mensch als reines Bewusstsein verstanden werden kann und welche Implikationen dies für unser Leben und Selbstverständnis hat.

1. Was ist Bewusstsein?

Bewusstsein ist die Grundlage unserer Existenz. Es ist die Fähigkeit, Gedanken, Emotionen, Sinneseindrücke und Erfahrungen wahrzunehmen. Im Kern umfasst Bewusstsein zwei Aspekte:

Subjektives Erleben: Der innere Raum, in dem wir uns selbst, unsere Gedanken und die Welt um uns herum wahrnehmen.
Selbstreflexion: Die Fähigkeit, über das eigene Erleben nachzudenken und sich selbst als denkendes, fühlendes Wesen zu erkennen.

In philosophischen und spirituellen Lehren wird Bewusstsein häufig als die Essenz betrachtet, die den Menschen über seine körperliche und mentale Existenz hinaus definiert.

2. Warum ist der Mensch reines Bewusstsein?

a) Die Trennung von Körper, Geist und Bewusstsein

Der Mensch besteht aus einem Körper, einem Geist und – so argumentieren viele Lehren – einem Bewusstsein, das jenseits dieser beiden Ebenen existiert:

Der Körper: Vergänglich und materiell. Er ermöglicht es uns, in der physischen Welt zu agieren, ist aber nicht das, was wir tief im Inneren sind.
Der Geist: Der Sitz von Gedanken, Emotionen und Erinnerungen. Doch Gedanken kommen und gehen – sie definieren uns nicht dauerhaft.
Das Bewusstsein: Der unbewegliche Hintergrund, der alles wahrnimmt. Es ist die Konstante, die nicht von Zeit, Raum oder Veränderung beeinflusst wird.

b) Die Beobachterperspektive

Wir alle haben die Fähigkeit, uns selbst zu beobachten: Wir können unsere Gedanken, Emotionen und Handlungen reflektieren. Doch wer ist derjenige, der beobachtet? Diese Perspektive deutet darauf hin, dass es ein „Ich“ gibt, das jenseits von Gedanken und Körper steht – das reine Bewusstsein.

c) Wissenschaftliche Hinweise

In der Neurowissenschaft gibt es Erkenntnisse, die das Konzept des Bewusstseins als eigenständige Realität stützen:

Studien zeigen, dass Menschen bei tiefen Meditationen oder Nahtoderfahrungen ein Gefühl von „reinem Sein“ erleben können, das unabhängig von physischen oder mentalen Zuständen ist.
Die Quantenphysik legt nahe, dass das Bewusstsein möglicherweise eine fundamentale Kraft im Universum ist.

3. Philosophische und spirituelle Perspektiven

a) Vedanta

Im Vedanta, einer der Hauptschulen der indischen Philosophie, wird der Mensch als „Atman“ beschrieben – das unsterbliche Selbst oder reine Bewusstsein. Atman ist nicht der Körper oder der Geist, sondern das unveränderliche, ewige Bewusstsein, das jede Erfahrung möglich macht.

b) Buddhismus

Im Buddhismus wird das Konzept des „reinen Geistes“ oder „klaren Lichts des Geistes“ beschrieben. Es ist der Zustand, in dem alle Anhaftungen, Gedanken und Illusionen verschwinden, und nur das reine Bewusstsein übrig bleibt.

c) Westliche Philosophie

René Descartes stellte die berühmte Frage „Cogito, ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) und implizierte damit, dass das Bewusstsein die Grundlage der menschlichen Existenz ist. Moderne Denker wie Eckhart Tolle betrachten das „Jetzt“ als den direkten Zugang zum reinen Bewusstsein.

4. Praktische Implikationen: Was bedeutet es, reines Bewusstsein zu sein?

Die Erkenntnis, dass der Mensch reines Bewusstsein ist, hat transformative Auswirkungen auf unser Leben:

a) Freiheit von Anhaftung

Wenn wir uns nicht mehr mit unseren Gedanken, Emotionen oder materiellen Besitztümern identifizieren, gewinnen wir eine tiefere Freiheit. Wir erkennen, dass wir nicht unsere Probleme oder Ängste sind – wir sind der Raum, in dem sie existieren.

b) Innerer Frieden

Reines Bewusstsein ist von Natur aus still und friedlich. Es ist der Zustand jenseits von Gedanken, der uns hilft, uns von Stress und Sorgen zu lösen.

c) Authentische Beziehungen

Wenn wir erkennen, dass wir Bewusstsein sind, erkennen wir dasselbe in anderen. Dies schafft tiefere Verbindungen und Mitgefühl.

d) Kreativität und Intuition

Das Bewusstsein ist die Quelle von Kreativität und Intuition. Indem wir Zugang zu diesem Zustand finden, öffnen wir uns für neue Ideen und Inspirationen.

5. Wie man Zugang zum reinen Bewusstsein findet

a) Meditation

Meditation ist eine der effektivsten Methoden, um das reine Bewusstsein zu erfahren. Techniken wie Achtsamkeit, Vipassana oder transzendentale Meditation helfen, den Geist zu beruhigen und die wahre Natur des Bewusstseins zu erkennen.

b) Selbstreflexion

Regelmäßiges Nachdenken über die Frage „Wer bin ich?“ (wie in der Lehre von Ramana Maharshi) führt zu einem tieferen Verständnis des eigenen Selbst.

c) Präsenz im Moment

Im „Jetzt“ zu leben, wie es Eckhart Tolle beschreibt, ermöglicht es, das reine Bewusstsein direkt zu erfahren, frei von Vergangenheit und Zukunft.

d) Loslassen von Identitäten

Indem wir uns von der Identifikation mit Rollen, Titeln oder Meinungen lösen, kommen wir unserer wahren Essenz näher.

6. Warum Menschen oft nicht ihr reines Bewusstsein erkennen

Trotz der Tatsache, dass das reine Bewusstsein die Essenz unseres Seins ist, verlieren viele Menschen den Kontakt dazu. Gründe dafür sind:

Überidentifikation mit dem Ego: Die meisten Menschen identifizieren sich mit ihren Gedanken, Gefühlen oder Erfolgen.
Ablenkung durch die äußere Welt: Unsere moderne Welt ist voller Ablenkungen, die uns von unserem inneren Selbst trennen.
Kulturelle Konditionierung: Gesellschaftliche Normen und Erwartungen lassen uns vergessen, wer wir wirklich sind.

Fazit

Der Mensch als reines Bewusstsein zu begreifen, ist eine transformative Perspektive, die uns zu innerem Frieden, Freiheit und authentischem Leben führt. Während Körper und Geist vergänglich sind, bleibt das Bewusstsein unberührt und ewig. Es ist die Essenz, die uns verbindet und unser wahres Selbst offenbart. Indem wir diesen Zustand erkennen und pflegen, können wir ein erfüllteres und authentischeres Leben führen.

Das führt gleich zu der Frage, worauf es im Leben wirklich ankommt?